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Nach dem Schulabschluss, gewöhnlich mit 18 Jahren, tritt jedes israelische Mädchen für zwei Jahre und jeder israelische Junge für drei Jahre – ultraorthodoxe Männer und religiöse Frauen ausgenommen – den Militärdienst an. Verweigerung oder Zivildienst ist nicht vorgesehen. Jede/r (nichtpalästinensische) Erwachsene hat in Israel somit in dieser wichtigen Lebensphase prägende Militärerfahrungen gesammelt. Da überrascht es nicht, dass der Umgang mit Waffen und das Verhältnis zur Rüstungsindustrie von einer Selbstverständlichkeit gekennzeichnet ist, die in aufgeklärten deutschen Kreisen kaum nachvollziehbar ist.


In seinem Film „The Lab“, 2013 in New York präsentiert, im israelischen Fernsehen ausgestrahlt und bei zahlreichen Dokumentarfilmfestivals gezeigt und ausgezeichnet, offenbart der renommierte israelische Journalist Yotam Feldman die Bedeutung der israelischen Waffenindustrie auf faszinierende Weise. Was aus europäischer Sicht wie eine brutale Entlarvung aufgefasst wird, wird von vielen Israelis mit Stolz und Selbstverständlichkeit betrachtet: Israels Waffenindustrie hat sich als weltweiter Waffenexporteur einen führenden Platz errungen mit technisch hervorragenden Präzisionswaffen sowie dem schlagenden Argument, seine Waffen in der Praxis als kampftauglich erprobt zu haben.

Israels Waffen in aller Welt

Die israelischen Waffenexporte haben sich seit dem Jahr 2000 von 2,5 Milliarden Dollar jährlich bis heute mehr als verdreifacht. „Wenn Israel Waffen verkauft, dann sind sie getestet worden. Wir können sagen: Wir benutzen diese Waffen seit zehn, fünfzehn Jahren. Darum ist die Nachfrage so groß. Sie bringt uns Milliarden von Dollar.“, sagt ein Offizier in „The Lab“. Israelische Waffen, High-Tech-Sicherheitssysteme und militärisches Know-How werden laut Ha’aretz u.a. nach Ägypten, Algerien, Türkei, Südkorea, Pakistan, laut Times of Israel sogar nach Süd-Sudan und einigen Staaten in Mittel- und Südamerika, darunter Ecuador und Guatemala exportiert.

2007 wurde in Israel ein Waffenexport-Kontroll-Gesetz verabschiedet. Laut Recherchen von Coalition of Women for Peace gibt es seither drei Beamte, die für die Kontrolle von rund 1.000 Unternehmen mit geschätzten 400.000 Export-Lizenzen zuständig sind.

Ganz aktuell berichtet das jüdische Wochenmagazin tacheles am 9. April 2017 vom neuesten Auftrag an Israels Waffenindustrie: In Höhe von fast zwei Milliarden Dollar kauft Indien israelische Raketenabwehrsysteme – der wertmäßig größte Einzelauftrag, den Israels Rüstungsindustrie bisher erhalten hat.

Dass das Marketing von Waffen im Prinzip genauso funktioniert wie der Verkauf von Autos, Zigaretten oder jedes anderen Produktes, zeigen diese beiden dreiminütigen Werbevideos der Israelischen Waffen-Industrie IWI sowie von der „Israelischen Verteidigungsarmee“ Zahal.


Nie wieder Krieg!

Während uns das „Nie wieder!“ in Folge des Zweiten Weltkrieges eine Politik der Versöhnung, der Diplomatie und des Ausgleichs und damit eine über 70-jährige Friedensphase in Deutschland beschert hat, wird in Israel das „Nie wieder!“ exklusiv auf das Schicksal der Juden bezogen. „Nie wieder“, so hört man in Schulen, Talkrunden oder im Café, „nie wieder lassen wir Juden uns nach 2000 Jahren Diaspora erniedrigen, vertreiben und auslöschen!“ Geschichte sei nun einmal ungerecht, heißt es oft weiter, und diesmal seien eben wir die Überlegenen und Überlebenden. Und da man in Israel davon ausgeht, dass man ausschließlich von Feinden und Antisemiten umgeben ist, scheinen die besten Waffen, eine starke Armee und massive Abschreckung das probate Mittel zur Selbstverteidigung. Völker- und menschenrechtliche Einschränkungen sind irrelevant. „Sie müssen Angst vor uns haben“, hat Ariel Sharon immer wieder gesagt.

Militärexperten sind sich einig: Wie Jürgen Rose, Offizier der Bundeswehr, bereits 2004 in seinem Artikel „Tempelwaffen“ beschreibt, ist Israel all seinen Nachbarn militärisch haushoch überlegen und mitnichten von der militärischen Vernichtung von außen bedroht. „Alles andere ist Legende“, sagt dazu der israelische Militärhistoriker und Professor für Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem Martin van Crefeld.


The Lab

Hier auf YouTube können Sie den einstündigen Dokumentarfilm „The Lab“ von Yotam Feldman ansehen. Eine Rezension von Arn Strohmeyer zu dem Film finden Sie hier.

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