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Israel ist nicht auf die Möglichkeit der Ausweitung des Krieges auf den Norden vorbereitet.

BIP-Aktuell #289:

  1. Hesbollah ändert die Machtdynamik im Nahen Osten
  2. Israelische Streitkräfte töten Bruder von Mohammed al-Durra

Die Hesbollah ist eine mächtige politische Partei und militärische Organisation im Libanon, die durch den Widerstand gegen die israelische Aggression im Libanon und durch die Unterstützung des Iran an Stärke gewonnen hat. Trotz israelischer Provokationen hat die Hesbollah die Kämpfe mit Israel bisher auf niedrigem Niveau gehalten, aber es besteht die Möglichkeit, dass sie Israel in einem Moment angreift, in dem Israel isoliert ist und den Angriff nicht mehr abwehren kann.

Die Hesbollah wurde 1985 gegründet, ihre Wurzeln liegen jedoch im Libanonkrieg von 1982 und sogar noch früher in der israelischen Invasion im Libanon von 1978. Israel war zwischen 1975 und 1990 in den libanesischen Bürgerkrieg verwickelt, neben anderen regionalen Akteuren (vor allem Syrien und Iran), die sich ebenfalls einmischten. Die israelischen Regierungen bewaffneten und bildeten christliche (maronitische) Kräfte aus, um gegen die palästinensischen Flüchtlinge und die PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation) zu kämpfen, die überwiegend sunnitische Muslime, Christen oder Kommunisten waren. Eine weitere Fraktion im Bürgerkrieg war die schiitische Minderheit im Libanon. Israel betrachtete die Schiiten als potenzielle Verbündete, aber die brutale israelische Besatzung des Libanon und das Massaker von Sabra und Chatila, das von den maronitischen Falangisten mit israelischer Unterstützung an Palästinensern verübt wurde, haben die Bevölkerung gegen Israel aufgebracht. Der ehemalige israelische Premierminister Ehud Barak sagte: „Als wir in den Libanon einmarschierten … gab es keine Hesbollah. Wir wurden von den Schiiten im Süden mit parfümiertem Reis und Blumen empfangen. Es war unsere Anwesenheit, die die Hesbollah hervorbrachte”.


Hesbollah-Kämpfer, Quelle: 2018, Wikipedia.

Ehud Barak vertrat einen kolonialistischen Ansatz, als ob nur Israel eine aktive Rolle in der Region spiele und die libanesische Bevölkerung nur auf Israel reagiere. Tatsächlich war die öffentliche Empörung über die israelische Besetzung des Libanon nicht der alleinige Grund für die Gründung der Hesbollah, sondern es gab auch Unterstützung aus dem Iran, der die schiitischen Gruppen mit Ausbildung und Waffen versorgte und dabei half, die Hesbollah zu gründen, sowohl als politische Partei als auch als militärische Organisation. Das Wort Hesbollah bedeutet auf Arabisch „die Partei Gottes“. Die Hesbollah hat derzeit 13 Sitze von 128 im libanesischen Parlament und ist an der Regierungskoalition beteiligt.

Die israelischen Streitkräfte hielten den südlichen Teil des Libanon zwischen 1982 und 2000 besetzt. Sie gründeten die Südlibanonarmee (SLA), bildeten sie aus und bewaffneten sie, um die israelische Besatzung aufrechtzuerhalten. Die Hesbollah kämpfte für die Befreiung des Südlibanon. Dagegen griff Israel mit einer Reihe von Militäroperationen in den Jahren 1988, 1994 und 1996 sowie mit zahlreichen Übergriffen auf libanesisches Gebiet, Luftangriffen und Entführungen ein. Nachdem die israelischen Streitkräfte 1992 Abbas Mussawi, den Chef der Hesbollah, ermordet hatten, wurde Hasan Nasrallah zum Generalsekretär der Organisation ernannt. Die Hesbollah ließ sich nicht abschrecken und besiegte im Jahr 2000 die SLA, eroberte die von Israel befestigten Stellungen im Libanon und vertrieb das israelische Militär aus dem Libanon.

Im Gegensatz zu bewaffneten palästinensischen Gruppen wie der Hamas, die sich auf ein kleines Gebiet unter israelischer Kontrolle beschränken und durch die israelische Besatzung in ihren Möglichkeiten, sich auszubilden und mit Waffen zu versorgen, eingeschränkt sind, hat sich die Hesbollah zu einem ernstzunehmenden Gegner entwickelt, den die israelische Armee nicht besiegen konnte. Im Jahr 2006 marschierte Israel erneut in den Libanon ein, aber der Krieg endete für die Israelis mit einer Niederlage, was in Israel als Demütigung betrachtet wurde. Als Racheakt ermordeten die israelischen Streitkräfte 2008 Nasrallahs Stellvertreter Imad Mughniyeh. Damit war ein weiterer Krieg zwischen Israel und der Hesbollah vorprogrammiert.

In BIP-Aktuell #280 haben wir auf die Gefahr hingewiesen, dass sich die Massaker in Gaza zu einem regionalen Krieg ausweiten könnten. Seit den ersten Tagen des israelischen Angriffs auf Gaza ist die Gewalt auch an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon eskaliert. Die israelischen Streitkräfte setzten illegale weiße Phosphorgranaten ein und töteten Journalisten, die versuchten, über die Feindseligkeiten zu berichten. Am 3. November hielt Nasrallah eine Rede, die von den Israelis aufmerksam verfolgt wurde. Die Rede beschwichtigte Israels Befürchtungen, nach denen die Hesbollah in den Krieg eintreten würde. Dennoch geht der Schusswechsel zwischen israelischen und Hesbollah-Soldaten weiter und verschärft sich langsam. Hunderttausende von Einwohnern grenznaher Städte und Dörfer, sowohl im Libanon als auch in Israel, haben ihre Häuser verlassen. Sie haben Angst, denn die Militärschläge Israels und der Hesbollah sind tödlich. Eine israelische Familie, die sich der Evakuierung widersetzte, wurde am 14. Januar von einer Rakete getroffen, die zwei Menschen tötete (Quelle auf Hebräisch). Zweimal schlugen Hesbollah-Raketen auf einem israelischen Luftwaffenstützpunkt ein.

Kurz nach dem 7. Oktober riet Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant dem Kabinett, einen einseitigen Krieg gegen den Libanon zu beginnen und die Hesbollah angesichts der internationalen Unterstützung Israels durch westliche Länder wie Deutschland, die ihre Empathie und Unterstützung für Israel zum Ausdruck brachten, anzugreifen (Quelle auf Hebräisch). Premierminister Netanjahu lehnte diesen Vorschlag ab, da er befürchtete, dass Israel einen solchen Krieg nicht gewinnen könnte. Am 2. Januar hat Israel den Hamas-Offizier Salah Al-Arouri in Beirut durch eine Bombe ermordet, wobei auch sechs Unbeteiligte getötet wurden. Dieser Angriff im Libanon hat die Wahrscheinlichkeit eines Krieges weiter erhöht. Eine Umfrage in Israel vom 21. Januar ergab, dass 59 % der jüdischen Israelis (Nicht-Juden wurden in der Umfrage nicht berücksichtigt) einen Krieg mit dem Libanon befürworten (Quelle auf Hebräisch).

Wie jede militärische Organisation hält auch die Hesbollah ihre Fähigkeiten geheim. Man schätzt, dass die Hesbollah über mehr als 100.000 Raketen verfügt, die eine sehr große Reichweite haben und Haifa und sogar Tel Aviv erreichen können und die präziser sind als die Raketen des israelischen Militärs. Noch wichtiger ist, dass die Hesbollah über gut ausgebildete Soldaten verfügt, die im syrischen Bürgerkrieg auf der Seite des Assad-Regimes gekämpft haben und über Kampferfahrung verfügen.


Hassan Nasrallah, Generalsekretär der Hesbollah. Quelle: 2018, Wikipedia.

Die Hesbollah hat kein Interesse daran, Israel anzugreifen, bevor der Internationale Strafgerichtshof seine Entscheidung über einen Waffenstillstand verkündet hat. Das Gleiche gilt für die Zeit, in der die USA ihre Marine in der Nähe der libanesischen Küste halten, bereit, Israel zu verteidigen. Während das israelische Militär im Gazastreifen ein Massaker anrichtet, das einem Völkermord gleichkommen könnte (siehe BIP-Aktuell #285), kann man leicht übersehen, dass das israelische Militär die Hamas nicht besiegen kann, dafür aber schwere Verluste erleidet, weil die Soldaten erschöpft sind. Aus strategischer Sicht kann es für die Hesbollah von Vorteil sein, abzuwarten. Falls es zu einem Krieg kommt, wird Israel sehr große Probleme bekommen.

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BIP Aktuell berichtet an dieser Stelle regelmäßig über Menschenrechtsverletzungen im besetzten Palästina, die in unseren Medien zumeist nicht erwähnt werden. dfsf

Israelische Streitkräfte töten Bruder von Mohammed al-Durra 19. Januar 2024 16:10 GMT

„Der Bruder von Mohammed al-Durra, ein Kind, das zu einer Ikone der zweiten Intifada wurde, ist Berichten zufolge von israelischen Streitkräften in Gaza getötet worden, berichtet Al Jazeera English unter Berufung auf lokale Medien. Ahmad al-Durra sei am Donnerstag im Flüchtlingslager Bureij getötet worden, heißt es in dem Bericht. Vor dreiundzwanzig Jahren tötete die israelische Armee in Gaza ein palästinensisches Kind namens Mohammed al-Durra. Jetzt hat sie viele andere Mitglieder seiner Familie getötet. Jamal al-Durra, der Vater von Mohammed, befand sich erneut in derselben Lage und kniete nieder, um sich von anderen Familienmitgliedern zu verabschieden.
Sieben Mitglieder von Jamals Familie wurden bei dem israelischen Bombardement in Gaza getötet. Nach einem Gebet für die Toten in der Al-Aqsa-Märtyrer-Moschee in der Stadt Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens war er gekommen, um einen letzten Blick auf ihre in weiße Särge gehüllten Leichen zu werfen. ´Reserviert einen Platz für mich bei euch (im Himmel)`, sagte er, während er Tränen vergoss.
´Israel bombardierte die Häuser meiner Brüder, tötete meine Brüder, die Frau meines Bruders und seine einzige Tochter, und tötete Dutzende meiner Nachbarn, die meisten von ihnen Kinder`, sagte er, wie Aljazeera Arabic berichtete.
Jamal hatte das Gefühl, dass das Blut seines Sohnes Mohammed ´immer noch fließt`.
Mohammed al-Durra, 11, war die Ikone der zweiten palästinensischen Intifada. Er wurde am 28. September 2000, dem zweiten Tag der Zweiten Intifada, von Israel getötet. Ein französischer Fernsehkorrespondent filmte die Ermordung des Kindes, das neben seinem Vater in der Salah al-Din-Straße im Süden von Gaza-Stadt Schutz suchte. Mohammed war sofort tot, Jamal wurde schwer verletzt.

Mohammed wurde zum Symbol der zweiten Intifada, bei der mehr als 3.000 Palästinenser im besetzten Westjordanland und im Gazastreifen getötet wurden. Im Oktober töteten israelische Streitkräfte auch zwei Brüder von Jamal al-Durra, eine Schwägerin und eine Nichte.
Jamal al-Durrah und sein Sohn Muhammad wurden von Talal Abu Rahma, einem palästinensischen Fernsehkameramann, der freiberuflich für France 2 arbeitet, gefilmt, als sie ins Kreuzfeuer zwischen dem israelischen Militär und palästinensischen Sicherheitskräften gerieten. Die Aufnahmen zeigen die beiden hinter einem Betonzylinder kauernd, den weinenden Jungen und den winkenden Vater, dann folgt ein Schusswechsel und Staub. Mohammed wird gezeigt, wie er zusammensackt, als er durch Schüsse tödlich verwundet wird und kurz darauf stirbt.
Neunundfünfzig Sekunden des Bildmaterials wurden im französischen Fernsehen ausgestrahlt und von Charles Enderlin, dem Büroleiter des Senders in Israel, kommentiert. Auf der Grundlage der Informationen des Kameramanns teilte Enderlin den Zuschauern mit, dass die al-Durrahs unter Beschuss der israelischen Stellungen gestanden hätten und der Junge gestorben sei. Nach einer emotionalen öffentlichen Beerdigung wurde Mohammed in der gesamten muslimischen Welt als Märtyrer gefeiert.
https://www.middleeasteye.net/live-blog/live-blog-update/israeli-forces-kill-brother-mohammed-al-durra

Das Redaktionsteam von BIP-Aktuell besteht aus dem Vorstand und dem Geschäftsführer Dr. Shir Hever. V. i. S. d. P. Dr. Götz Schindler, BIP-Vorstand.

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