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In 20 Jahren tötete israelisches Militär 2119 palästinensische Kinder
Zusammenfassung: Zum sechsten Mal in diesem Jahr haben israelische Streitkräfte ein palästinensisches Kind getötet. Die Ermordung von Ali Ayman Saleh Abu Alia geschah an seinem fünfzehnten Geburtstag. Die Europäische Union fordert zwar eine Untersuchung des Mordes, aber fast alle Soldaten, die früher für die Tötung anderer palästinensischer Kinder und Erwachsener verantwortlich waren, wurden bisher weder angeklagt, noch wurden die Fälle untersucht. Während die palästinensischen und israelischen Medien über die Tötung berichteten, schwiegen die deutschen Medien weitgehend.
 
Am Freitag, dem 4. Dezember, wurde Ali Ayman Saleh Abu Alia im Dorf al-Mughayyir im Norden des besetzten Westjordanlandes von israelischen Soldaten erschossen. In dem Dorf al-Mughayyir befindet sich auch die Schule für die Schüler aus Ras al-Tin, die wir in BIP-Aktuell #148 erwähnt haben. Damals gingen die Schüler fünfzehn Kilometer zu Fuß zur Schule, bevor eine neue Schule für sie gebaut wurde. Am Freitagmorgen kam es am Eingang des Dorfes zu Zusammenstößen zwischen israelischen Soldaten und Dorfbewohnern. Ali Abu Alia wurde durch einen Schuss in den Unterleib getötet, aber die israelischen Soldaten bestreiten, dass sie scharfe Munition verwendet haben. An diesem Tag wurden auch vier erwachsene Palästinenser durch gummibeschichtete Stahlkugeln verletzt.



Ali Ayman Saleh Abu Alia. Quelle: Facebook.
 
Über die Ermordung von Ali Abu Alia wurde sofort in den israelischen Nachrichten berichtet. Zunächst schrieben israelische Zeitungen fälschlicherweise, dass Ali Abu Alia 13 Jahre alt sei, aber sie haben sein Alter später korrigiert. Tatsächlich wurde Ali Abu Alia an seinem 15. Geburtstag getötet. Seine Mutter versprach, ihm einen Kuchen zu backen, und er freute sich auf seine Geburtstagsfeier, die für den Abend geplant war, aber Ali überlebte den Tag nicht.
 
Warum meinten israelische Journalisten, ein 13-jähriger palästinensischer Junge sei getötet worden, so dass sie zunächst das falsche Alter des Jungen angegeben haben? Palästinenser haben am 30. September der Ermordung von Muhamad al-Durrah gedacht, zwanzig Jahre nach dessen Ermordung. Als er in den Armen seines Vaters starb, der ihn hinter einem Betonblock mit seinem Körper zu schützen versuchte, war er 12 Jahre alt, aber in den israelischen Medien hieß es, er sei 13 Jahre alt. Der Mord geschah an einem der ersten Tage der zweiten Intifada. Muhamad al-Durrah wurde zu einem Symbol für die Brutalität des israelischen Militärs gegenüber Kindern. Kein israelischer Soldat wurde jemals verhaftet oder für seine Handlung angeklagt. Eine pro-israelische Filmemacherin, Esther Schapira, produzierte einen tendenziösen Film, um die Palästinenser für die Tötung al-Durrahs verantwortlich zu machen. Der Film wurde 2002 auch in der ARD gesendet. Die Erinnerung an diese Tötung beschäftigt die israelische Gesellschaft nach wie vor und erinnert sie daran, dass die Besatzung unschuldige Menschenleben fordert.
 

Muhamad al-Durrah und sein Vater, Sekunden vor seinem Tod, wie von France 2 gefilmt. Quelle: Wikipedia.
 
Während israelische Journalisten wie Gideon Levy und Rogel Alpher (auf Hebräisch) über die Ermordung von Ali Abu Alia schrieben, fand die Geschichte außerhalb Israels wenig Resonanz. Auch Philip Weiss von Mondoweiss wies darauf hin, dass selbst liberale zionistische Gruppen in den USA, die angeblich gegen die Besatzung sind, sich nicht zur Tötung von Alia geäußert haben. In der deutschen Presse ist sein Name kaum erwähnt worden. Würden europäische und amerikanische Medien auch schweigen, wenn nicht ein palästinensisches, sondern ein israelisches Kind getötet wurde?
 
Die Europäische Union fordert von Israel zwar eine Untersuchung und Aufklärung. Wie wir in BIP-Aktuell 141 gezeigt haben, ist jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass der Fall untersucht und der Schütze bestraft wird, sehr gering. Wenn gegen den Soldaten, der Ali Abu Alia getötet hat, keine Anklage erhoben wird, ist der Internationale Strafgerichtshof dafür zuständig, zu ermitteln und Anklage gegen den Soldaten und seine Kommandeure zu erheben.


Ali Ayman Saleh Abu Alia. Quelle: Twitter
 
Laut DCIP (Defense of Children International – Palestine) ist Ali Abu Alia im Jahr 2020 das sechste Kind, das vom israelischen Militär getötet wurde, und das fünfte, das durch scharfe Munition erschossen wurde. Ayed Abu Eqtaish von DCIP: „Israelische Streitkräfte verletzen routinemäßig das Völkerrecht, indem sie ohne Notwendigkeit tödliche Gewalt gegen palästinensische Kinder anwenden.“ In einer anderen Veröffentlichung berichtet DCIP, dass palästinensische Schulkinder zum Schulbeginn nach den Ferien im Oktober wieder große Angst vor Übergriffen israelischer Soldaten und Siedler hatten. Dass diese Angst nicht unbegründet ist, zeigt eine Übersicht des DCIP, der zu entnehmen ist, dass zwischen 2000 und Oktober 2020 im besetzten Westjordanland 2119 palästinensische Kinder durch israelische Soldaten und Siedler getötet wurden.
 
Das Redaktionsteam von BIP-Aktuell besteht aus dem Vorstand und dem Geschäftsführer Dr. Shir Hever.
V. i. S. d. P. Dr. Götz Schindler, BIP-Vorstand 

2 Kommentare

  1. Wie lange soll das so weitergehen?! Ach ja, aber Israel ist ja der „Leuchtturm der Demokratie im Nahen Osten“! Es ist unfassbar!
    Vielen Dank für die unermüdliche Aufklärungsarbeit!

  2. 13.12.2020

    Hallo lieber Martin Breidert!

    Ich danke für die regelmäßige Zusendung des BIP Aktuell. Manchmal erhalte ich sie auch von Ekki Drost weitergeleitet. Aber ich möchte weiterhin das sichere Abo durch Dich beziehen.

    Weil die subjektive Berichterstattung der „anderen“ Seite und der bundesdeutschen Presse so einseitig ist, mache ich vorsorglich nur auf eine kleine Ungenauigkeit aufmerksam, welche BIP angekreidet werden könnte:

    In der Überschrift heißt es, dass die 2.119 Opfer in ca. Jahren vom isr. Militär getötet worden seien. Die DCIP-Info berichtet, dass es Opfer von Militär und Siedlern waren.

    Um meinen Gefühlen Luft zu machen, habe ich die ff Zeilen an Ekki Drost geschrieben. Aber ich weiß, dass die Zeilen im letzten Vers zu vorwurfsvoll und aggressiv klingen, um taube Ohren und Herzen zu öffnen.

    Herzliche solidarische Grüße Wolfgang Pfannekuch

    ———

    13.12.2020

    Hallo Ekki!

    Die Filmszenen von den letzten Sekunden im Leben des Muhammd al-Durrah und die verzweifelten vergeblichen Mühen seines Vaters werde ich nicht vergessen. Hatte nur nicht in Erinnerung, dass dies schon 20 Jahre her ist.

    Wie halten Eltern so etwas aus? ….

    Mir fielen spontan zur eigenen Verarbeitung ff Verse ein, als ich heute die BIP-Seite las.

    > Zur Ermordung von Ali Ayman Saleh Abu Alia

    OHNMACHT GEGEN MACHT ODER: Wie ticken Hardliner?

    Jährlich hundertfacher Tod, tausendfache Trauer in Familien, deren Lebensglück zerstört, weil auch in den Köpfen eine Mauer, deren Konsistenz verstört:

    Sie scheint aus einem Material – nach Plan -, das macht für Leiden fremder Menschen blind, gleich, was der „andren“ Seite angetan, da sie nicht eigne Leute sind.

    Die Verantwortlichen vergessen nur, dass sie selbst für jene Fremden „Andre“ sind. – Und solang‘ ihr Blick und ihre Herzen stur, ist stets gefährdet auch das eigne Kind.

    Wie ist es möglich, Glück zu fühlen, während nebenan die Nachbarn weinen, und sich in Rechthaberei zu sielen, statt als Menschen sich zu einen?

    Es gibt dafür – vielleicht – nur ein „Pardon“: Da könnte etwas krank in Geist und Seele sein. …. Doch wer dies verneint und selbstgerecht verharrt auf seinem Thron, scheint mir – mit diesem Wesenszug – erbärmlich klein! …..

    W.P. 13.12.2020

    Copyright by Wolfgang W. Kauz, alias Wolfgang Pfannekuch, Kirchweg 60, 34119 Kassel

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