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Angemessene Reaktion auf das Verbrennen einer israelischen Fahne?

Der Deutsche Bundestag hat am 16. Januar die Bundesregierung aufgefordert, eine*n Antisemitismusbeauftragte*n zu berufen und zur Bekämpfung des Antisemitismus unter anderem „der weltweiten Bewegung ‚Boycott, Divestment, Sanctions‘ entschlossen entgegenzutreten“. Denn „Antisemitismus (…) nimmt mit dem Antizionismus und der Israelfeindlichkeit auch neue Formen an.“

Der Bundestag reagiert damit auf die Verbrennung einer israelischen Fahne am Rande einer Demonstration im Dezember 2017 in Berlin und unterstellt damit einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Kritik an Israels Politik und Antisemitismus. Diesen Zusammenhang unterzieht der Schriftsteller David Ranan in seinem Gastbeitrag in der Süddeutschen Zeitung vom 20. Januar einer kritischen Bewertung. Ebenso empfehlen wir zu diesem Thema den Beitrag von Prof. Neve Gordon (Ben-Gurion Universität Be’er-Sheva) im London Review of Books vom 4. Januar.

Umfragedaten zeigen, dass das Ressentiment gegen Juden in der deutschen Bevölkerung weit geringer ist als gegen Muslime (Antisemitismusbericht 2017, S.69). Umgekehrt wächst bei Muslimen das Ressentiment gegen Juden aus dem Zorn über Israels Politik und als Spiegelbild des Ressentiments der Mehrheitsbevölkerung (ebda., S.79ff.). Die Einrichtung des/der Antisemitismusbeauftragten wird dieses Gefühl der Muslime, nicht respektiert zu werden, nicht vermindern, sondern leider eher verstärken. Nötig wäre ein*e Antirassismusbeauftragte*r.

14 Kommentare

  1. Leider waren die Berliner Vorkommen besonders auch für den Zentralrat der Juden in Deutschland ein willkommener und erwartbarer Anlass, die Antisemitismus-Keule zu schwingen. Dass nun jede Kritik an der Politik des Staates Israel und dann auch BDS unter das Verdikt des Antisemitismus fällt, markiert eine Entwicklung, die vor allem Israel schaden wird. Pastor Volker Bethge, Lübeck

    1. Warum diese Sorge um Israel?Israel profitiert von den privilegerten Beziehungen zu Deutschland und zur EU! Die Sorge sollte vielmehr den Opfern israelischer Besatzung gelten .Und sind das nicht immer noch die Palästinenser?Aus dieser Sorge heraus sollte endlich Israel zur Rechenschaft gezogen werden für die seit 1967 andauernde Besatzung „Restpalästinas“. In welcher Form dies geschehen kann und sollte, darüber sollte konkret beraten und entschieden werden. Auf konkrete, für Israel und seine politische Führung spürbare Ergebnisse kommt es dabei an, die endlich zu einem schnellen Ende der Besatzung führen. Also bitte, Herr Betghe, nicht dieses „Pseudoengagement“ für Palästina, das sich nur für die Palästinenser einsetzt, um angeblich Israel vor sich selber zu schützen.Das können die Israelis schon ganz gut selbst, wie die hundertjährige Erfolgsgeschichte des Zionismus veranschaulicht… Es wird endlich Zeit, diese Erfolgeschichte zu beenden.

      1. ErfolgErfolgsgeschichte des Zionismus? Es ist eine einzige Katastrophe und eine hundertjährige Geschichte des Scheiterns. Vor hundert Jahren hat der europäische Kolonialismus den arabischen Osten erobert, balkanisiert, und ausgerechnet Palestina zur Kolonisierung durch eine europäische Bevökerung auserkoren.

        Trotz Hundert Jahren europäischer Kolonialherrschaft sind die europäischen Kolonisatoren immer eine Minderheit geblieben, trotz gewaltsamer Vertreibung und Ausbürgerung der Mehrheit der „Eingeborenen“ und des Imports von arabischen Hilfsvölkern aus Marokko, Yemen und — mit etwas Druck und Provokationen — selbst aus dem Iraq. Derzeit sind die Hälfte des Staatsvolkes in Wirklichkeit diese Araber bzw. deren Nachkommen, nur 40% der Staatsbürger Israels sind Europäer, und die weit Mehrheit der Bevölkerung Palestinas sind die Nachkommen derjenigen, die seit Jahrtausenden in einer ununterbrochene Kette von hunderten von Generationen als seßhafte Bauern das Land bearbeitet haben und die schon vor Tausenden von Jahren feste Städte gebaut haben.

        1919 fantasierte der deutsche Zionist Arthur Ruppin (Leiter des 1908 eingerichteten Kolonisierungsamtes in Jaffa) davon, daß die Kolonisatoren so schnell wie mögilch zu einer ganzen Million werden sollten, 1946 waren es — trotz des Drucks seitens der Naziherrschaft in Deutschland — immer noch nur 640’000. Mitte der 1930er Jahre träumte Vladimier Jabotinsky vor einem britischen Parlamentsausschuß von 5 bis 6 Millionen europäischen Einwanderern, die über eins bis zwei Millionen Eingeborenen herrschen würden.

        Die Idee, die Kolonie Palestina nochmal aufzuteilen entstand ja aus der Einsicht in die Unmöglichkeit, daß die Europäer sich zur Bevölkerungsmehrheit aufschwingen könnten — Palestina war auch zur Kreuzfahrerzeit nicht so leicht zu unterwerfen, wie die nordamerikanischen Indianer oder die australischen Aborigines.

        Und das rassistische Minderheitenregime, das durch den kolonialen Gründungskrieg des Staates Israel 1947/49 geschaffen wurde, kann sich nur mit permanenter brutaler Gewalt gegen die „Eingeborenen“ aufrechterhalten.

        Ist das wirklich eine Erfolgsgeschichte des europäischen Kolonialismus?

      1. Herr Willms, ich bin doch völlig Ihrer Meinung. Von Erfolgsgeschichte sprach ich doch nur, weil Herr Betghe meinte, dass angesichts der jüngsten Diskussion um Antisemitismus vor allem Israel „Schaden nehmen würde“… Gegen diese bekannte Argumentationsvolte habe ich mich mit meinem Schreiben wenden wollen: sich mit Palästina solidarisieren hauptsächlich aus Sorge um Israel.. Ein Argument das mir aus ‚zig Diskussionen in Deutschland sattsam bekannt ist.. Ich meine, um Israel brauchen sich die Palästinenser und wir uns nun wirklich nicht zu sorgen. Das zionistische Projekt war bisher für Ihre Urheber sehr erfolgreich – Palästina wurde bis heute erfolgreich judaisiert , Palästina ist schon lange von der politischen Karte verschwunden bzw. „war da noch nie richtig drauf“ und die internationale Gemeinschaft schaut, manchmal protestierend wie seit Jahrzehnten die UNO-Vollversammlung , zu… alles na klar eine KATASTROPHE für die Palästinenser… Und da soll ich mir Sorgen um die Zukunft Israels machen… ???! Wenn ich nicht lache…Ich mache mir vielmehr Sorgen, grosse Sorgen um die „arabische Welt“, die fast völlig am Boden zerstört ist, in blutigen „Bruderkriegen“ verstrickt sich in Richtung a la Dreissigjähriger Krieg bewegt… „Wem nützt das Verbrechen?“Antworten Sie selbst…..
        Übrigens, um nicht missverstanden zu werden, auch einige Israelis und viele Menschen jüdischen Glaubens in der ganzen Welt sehen die Situation genauso, wenn nicht noch viel klarsichtiger als ich das vermag….

  2. Ein schöner und sinnvoller Kommentar- Danke! Alle Rassismen energisch bekämpfen- natürlich inklusive des Rassismus gegen Juden und Jüdinnen! (Ich befürchte das Schlimmste: Volker Beck als „AS“-Beauftragter/ inoffzieller zionistischer Botschafter; evtl. unüberwindbarer Makel in einer Groko: das er Grüner ist)

  3. Eine Einrichtung wie die/den Antisemitismusbeaftragte/n sollte man mit fingierten zugespitzten Anzeigen lächerlich machen. Die Preisgabe der Lächerlichkeit ist die beste Waffe, sich gegen so einen Unsinn zu wehren.

  4. Hinweisen möchte ich darauf, dass die Begriffe „Rassismus“ und „Faschismus“ wohl aus Propagandagründen streng vermieden werden.

    Ausserdem dürfte der Diffamierungsbegriff „antisemitisch“ auch „araberfeindlich“ bedeuten und als Schwindeletikett eingesetzt werden.

  5. In Deutschland tobt ein Kulturkampf darum, was „Antisemitismus“ ist. Gegenseitige Schuldzuweisungen und Denkverbote . . . Brauchen wir „Anti. . . beauftragte“? Was besser am Platz ist, das wäre ein
    Versöhnungsbeauftragter. Vorbilder? Daniel Barenboim und Avi Primor. Deren Bemühungen sind öffentlich anzuerkennen und vergleichbare Initiativen, die es schon gibt, der breiten Öffentlichkeit vorzustellen und zu fördern.

  6. Noch eine Anregung: Geben Sie in Ihre Suchmachine die Worte salam shalom ein. Was Sie da für Berlin finden, ist lesenswert!

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