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74 Menschen, darunter 41 Kinder, sind durch brutale israelische ethnische Säuberungen obdachlos geworden
Zusammenfassung: Das Hirtendorf Khirbet Humsa im Westjordanland wurde von den israelischen Streitkräften völlig zerstört, elf Familien wurden obdachlos. Zur Begründung wurde angeführt, bei dem Gebiet handele es sich um ein militärisches Übungsgebiet. Gleichzeitig wurden aber die Fahrzeuge der Dorfbewohner beschlagnahmt. Das zeigt, dass der Abriss in Wirklichkeit die Expansion der nahe gelegenen illegalen israelischen Kolonie Ro’i ermöglichen soll. Obwohl die Annexion des Jordantals verschoben wurde, geht die ethnische Säuberung des Gebiets ungestraft weiter.
 
Am Dienstag, dem 3. November, griffen israelische Soldaten das kleine palästinensische Dorf Khirbet Humsa im nördlichen Jordantal im besetzten Westjordanland an. Sie gaben den Bewohnern nur zehn Minuten Zeit, um ihre Habseligkeiten aus ihren Häusern zu bergen und zerstörten die einfachen Hütten, Zelte und Baracken. Die Schafe mussten gerade in der Zeit, da Lämmer geboren werden, ohne Schutz zurückgelassen werden. Lebensmittel wurden verstreut, Kinderspielzeug wurde in den Schlamm getreten und Sonnenkollektoren wurden zerstört. Dies war die größte Anzahl von Unterkünften, die seit 2016 von den israelischen Streitkräften in einer einzigen Abrissaktion zerstört wurden, und die größte Anzahl von Menschen, die seit 2010 dabei obdachlos wurden.
 

Eines von vielen Schildern im Jordantal, das vor einer Schießanlage warnt. Quelle: Ahmad Al-Bazz, Activestills, 2020.
 
Die israelische Militärregierung im besetzten Gebiet behauptete, Khirbet Humsa müsse zerstört werden, weil es illegal innerhalb eines militärischen Übungsgebietes („firing zone“) errichtet worden sei. Dennoch beschloss sie, nicht nur die Gebäude abzureißen, sondern auch die Autos zu beschlagnahmen, die die Dorfbewohner als vorübergehenden Unterschlupf für ihre Kinder und neugeborenen Lämmer nutzten. Die Entscheidung, das Dorf zu Beginn des Winters zu zerstören, verschlimmert das Leiden der Menschen, die nun ohne Obdach dastehen.
 
Khirbet Humsa war das Zuhause von elf Familien mit 74 Personen, davon 41 Kinder. Das Dorf entstand in den 1970er Jahren, als sich Hirten hier niederließen, die gezwungen worden waren, ihre Weiden zu verlassen und innerhalb des Westjordanlandes weiter nach Norden zu ziehen, weil sie durch die israelische Besatzung nicht mehr genügend Land und Wasser für ihre Schafe hatten. Etwa zur gleichen Zeit wurde eine illegale israelische Kolonie namens Ro’i direkt neben Khirbet Humsa auf dem Land errichtet, das die Siedler von der palästinensischen Stadt Tubas konfisziert hatten (Dokument auf Hebräisch). Heute leben 175 Menschen in Ro’i, und ihre Anwesenheit bedeutet, dass das an die Kolonie angrenzende so genannte militärische Übungsgebiet nur ein Vorwand ist, um die Konfiszierung von Land zu rechtfertigen.
 
Die Kolonisten in Ro’i exportieren über die Unternehmen Bickel Group und FloraHolland Blumen nach Europa, produzieren aber auch andere landwirtschaftliche Produkte und züchten Fische für verschiedene nationale und internationale Unternehmen. Laut B’tselem erhalten die Ro’i-Kolonisten eine Zuteilung von 431 Litern Wasser pro Person und Tag (bezahlt von der Regierung), während ihre palästinensischen Nachbarn kaum Zuteilung bekommen. Sie nutzen durchschnittlich nur 90,5 Liter pro Tag, die sie selbst aus Tankwagen kaufen müssen.
 

Im Jahr 2012 wurden in Khirbet Humsa fünf Hütten abgerissen, wodurch 14 Menschen obdachlos wurden. Quelle: Anne Paq, Activestills, 2012.
 
Der Abriss und die Beschlagnahme geschahen am selben Tag, an dem in den USA Wahlen stattfanden, als sich die internationalen Medien auf Biden und Trump konzentrierten. Nachdem der israelische Plan, das Jordantal zu annektieren, gemäß dem Abkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten verschoben wurde, wollte die israelische Regierung den rechten Kolonisten im Jordantal zeigen, dass sie sich weiterhin für die Ausdehnung ihres Gebietes auf Kosten der Palästinenser einsetzt. Die UNO hat die Aktion verurteilt. Eine Gruppe von EU-Diplomaten besuchte am Freitag, dem 6. November, die Reste von Khirbet Humsa. Die Regierungen Belgiens, Großbritanniens, Irlands und Luxemburgs verurteilten den Abriss und erinnerten die israelische Regierung daran, dass ethnische Säuberungen in einem besetzten Gebiet völkerrechtlich verboten sind. Ein EU-Sprecher sprach ebenfalls eine Verurteilung aus. Das deutsche Auswärtiges Amt veröffentlichte am 9. November eine kurze Verurteilung der Zerstörungen.
 
Eine Stellungnahme und Spendenaufruf zur Unterstützung der Menschen aus Khirbet Humsa hat die Jüdische Stimme für gerechten Frieden im Nahost e.V. organisiert. Sie können hier unterstützen.
 
Das Redaktionsteam von BIP-Aktuell besteht aus dem Vorstand und dem Geschäftsführer Dr. Shir Hever.
V. i. S. d. P. Dr. Götz Schindler, BIP-Vorstand 

 
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Wöchentliche BIP-Empfehlungen:
Aktualisierung von BIP-Aktuell 141: Ehemalige israelische Generäle haben eine Petition unterzeichnet, in der sie dazu aufrufen, keine Anklage gegen den israelischen Soldaten zu erheben, der Ahman Manasara im März 2019 ermordet hat. Unter den Generälen ist Yair Golan von der Meretz-Partei.
https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-former-army-brass-called-for-soldier-who-killed-palestinian-not-to-be-indicted-1.9297644

2 Kommentare

  1. Es ist wiedermal eine grausige, unmenschliche, aggressive Tat der israelischen Regierung , die endlich vor den internationelen Gerichtshof gehört!!!

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