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Israel dient den Interessen der USA, ist aber auch eine Schwachstelle für die USA

  1. Israels Lobby in den USA
  2. Bemerkenswert
  3.  In einer Nacht randalierten Siedler in drei palästinensischen Gemeinden – mit einem Toten

Trump sagte, Israel habe die vollständige Kontrolle über den US-Kongress verloren. Die diesem Statement zugrundeliegende Annahme, dass Israel früher die vollständige Kontrolle über den US-Kongress gehabt habe, ist unzutreffend. Die israelische Lobby in den USA, in erster Linie repräsentiert durch AIPAC, ist stark. Wesentlich stärker ist jedoch die Lobby der US-Waffenunternehmen. Statt den Krieg, wie im Wahlkampf versprochen, zu beenden, liefert Trump weiter Waffen an Israel und greift die Palästinensische Behörde und palästinensische Menschenrechtsorganisationen an. Die öffentliche Meinung in den USA wandelt sich jedoch. Es mehren sich die Stimmen, die sagen, dass die Interessen Israels und der USA nicht mehr übereinstimmen.

In einem Interview mit der rechtsgerichteten Nachrichten- und Meinungswebsite Daily Caller sagte US-Präsident Donald Trump am 29.8., dass „Israel die totale Kontrolle über den Kongress verloren hat“, und bezeichnete diese Veränderung als „erstaunlich“. Hatte Israel wirklich die „totale Kontrolle“ über den US-Kongress? Hat Israel seinen Einfluss auf den Kongress verloren, und sieht Trump eine solche Veränderung positiv oder negativ?

Open Secrets berichtet über die Ausgaben der US-Regierung für pro-israelische Lobbyarbeit im Jahr 2024, aufgeschlüsselt nach Organisationen. Quelle: 2025, Open Secrets.


Die Vorstellung, dass Israel den US-Kongress kontrolliert, ist Teil einer Verschwörungstheorie. Rechtsextreme und antisemitische Gruppen in den USA bezeichnen die USA-Administration manchmal als „zionistisch besetzte Regierung“, was nicht stimmt. Aufgrund dieser Verschwörungstheorie hat die Bezeichnung der israelischen Lobby in den USA als „jüdische Lobby“ einen starken antisemitischen Beigeschmack. In Deutschland, wo die Unterscheidung zwischen Judentum und dem Staat Israel von der deutschen Regierung und vom Zentralrat der Juden in Deutschland absichtlich verschleiert wird, ist die politische Debatte in den USA schwer zu verstehen. Wie die deutsche Regierung hat auch Trump die Unterscheidung zwischen Judentum und Israel bei mehreren Gelegenheiten verwischt, etwa als er im April 2019 vor einer Versammlung republikanischer Juden sprach und Netanjahu als „Ihren Premierminister“ bezeichnete – und damit andeutete, dass US-Juden keine US-Bürger, sondern Bürger Israels sind. Im August desselben Jahres sagte er, Juden, die die Demokratische Partei wählen, seien „illoyal“ gegenüber Israel.

Tatsächlich hat Israel in den USA eine offizielle Lobbygruppe namens AIPAC: American Israel Public Affairs Committee. AIPAC spendet große Summen an politische Kandidaten in den USA, die gegen jeden politischen Kandidaten antreten, der es wagt, Israel zu kritisieren oder die Rechte der Palästinenser zu unterstützen. Das hat beispielsweise zur Niederlage der Kongressabgeordneten Cori Bush und Jamaal Bowman geführt. Präsidentschaftskandidaten sowohl der Republikaner als auch der Demokraten haben an den AIPAC-Kongressen regelmäßig teilgenommen und versprochen, Israel zu unterstützen, falls sie gewählt werden. Ausgerechnet der jüdische Senator Bernie Sanders, der 2016 für das Präsidentenamt kandidierte, gehörte zu den wenigen, die sich weigerten, auf der AIPAC-Konferenz zu sprechen.

AIPAC mag sehr mächtig erscheinen. Aber laut der Organisation Open Secrets betrugen die Ausgaben für die pro-israelische Lobbyarbeit in den USA im Jahr 2024 nur rund 5 Millionen Dollar, der größte Teil davon seitens AIPAC, eine sehr geringe Summe im Vergleich zu den Lobbyausgaben der Rüstungsunternehmen in diesem Jahr: 150 Millionen Dollar. Im Jahr 2024 schickte Präsident Biden Waffen im Wert von etwa 17,9 Milliarden Dollar kostenlos an Israel, wobei er die Waffen von US-Waffenfirmen zum vollen Preis kaufte. Hat er die Interessen der Israel-Lobby oder der Rüstungslobby verfolgt?

Prof. John Mearshheimer und Prof. Stephen Walt veröffentlichten 2007 ein Buch mit dem Titel „The Israel Lobby and the U.S Foreign Policy“ („Die Israel-Lobby. Wie die amerikanische Außenpolitik beeinflusst wird“). Darin behaupten sie, die israelische Lobby sei sehr mächtig und beeinflusse die US-Außenpolitik sehr stark, was zur Folge habe, dass die USA gegen ihre eigenen Interessen handelten. Auf der anderen Seite argumentiert der palästinensische Historiker Prof. Rashid Khalidi, dass die USA Israel unterstützen, um ihre eigenen imperialen Interessen im Nahen Osten zu fördern. Israel sei ein „Schaufenster“ für US-Waffen, und Israel greife Staaten und Organisationen im Nahen Osten an, die die US-Hegemonie bedrohen, wie die Hisbollah, die Huthis, Syrien unter Assad und den Iran. Irgendwann jedoch werde Israel für die USA mehr zur Last als zum Nutzen.

Die öffentliche Meinung in den USA hat sich trotz der Aktivitäten der Israel-Lobby dramatisch gewandelt. Die Mehrheit der US-Amerikaner befürwortet eine Kürzung der Militärhilfe für Israel ebenso wie einen Waffenstillstand im Gazastreifen, und eine wachsende Zahl von US-Amerikanern hat ihre Sympathien von Israel auf die Palästinenser verlagert. Die Demokratische Partei ist gespalten. Noch bevor der Völkermord in Gaza begonnen hatte, warnte der zionistische Kolumnist der New York Times, Thomas Friedman, dass Biden der letzte pro-israelische Präsident der Partei der Demokraten sein könnte. Selbst innerhalb der Republikanischen Partei mehren sich die Stimmen, die befürchten, dass die US-Unterstützung für Israel nicht mehr mit den Interessen der USA übereinstimmt. Unter diesen Stimmen ist besonders Vizepräsident J.D. Vance hervorzuheben, der gegen einen Gesetzentwurf zur Finanzierung israelischer Raketenabwehrsysteme in Höhe von 5,2 Milliarden Dollar stimmte und sagte, dass die Interessen Israels und der USA nicht immer übereinstimmen.

Nachdem Israel am 13. Juni einen unprovozierten Angriff auf den Iran gestartet hatte (BIP-Aktuell #354), ordnete Trump am 22. Juni eine Bombardierung des Iran an und erzwang daraufhin einen Waffenstillstand zwischen Israel und dem Iran. Der Waffenstillstand bewahrte Israel vor einem Krieg, den es wohl nicht hätte gewinnen können. Netanjahu nutzte Trumps Intervention, um der israelischen Öffentlichkeit seine Macht über Trump zu demonstrieren. Inzwischen hat die interne Kritik an der Bereitschaft der USA zugenommen, Israel bedingungslos zu unterstützen.

Ein Wahlkampfplakat der Likud-Partei, das in Tel-Aviv gut sichtbar aufgehängt war. Der hebräische Text lautet: „Netanyahu, eine andere Liga“, und darunter steht der Parteiname „Likud“. Quelle: 2021,  Blog „Linien und Punkte“.



Die USA stehen fest zu Israel, wie auch immer die Umfragen ausfallen. Die israelische Lobby scheint immer noch so mächtig zu sein, dass sie die US-Außenpolitik stark beeinflusst. Trump hatte versprochen, im Falle seiner Wahl den Krieg in Gaza zu beenden. Israel hat sich jedoch geweigert, die Waffenstillstandsbedingungen zu akzeptieren, während die Hamas sie akzeptierten. Die USA haben Israel unter Trump weiter mit Waffen versorgt. Sie haben Sanktionen gegen Beamte des Internationalen Strafgerichtshofs verhängt, um den Gerichtshof zu zwingen, seine Ermittlungen wegen israelischer Kriegsverbrechen einzustellen. Sie haben ihre Verpflichtung gegenüber der UNO gebrochen, palästinensischen Vertretern die Teilnahme an der UN-Generalversammlung zu ermöglichen. Außerdem haben die USA Sanktionen gegen drei palästinensische Menschenrechtsorganisationen verhängt: Al-Haq, Al-Mezan und PCHR, denen sie vorwirft, Beweise für Israels Verbrechen gegen die Menschlichkeit an den Internationalen Gerichtshof und den Internationalen Strafgerichtshof zu übermitteln.

Der israelische Angriff auf Katar hat auch die US-Regierung verstimmt. So schreibt die New York Times vom 9.9.: Präsident Trump machte am Dienstag widersprüchliche Angaben darüber, wann seine Regierung von dem israelischen Angriff erfahren habe. Zunächst erklärte er in den sozialen Medien, das US-Militär habe seine Regierung darüber informiert, dass „Israel die Hamas“ in der Hauptstadt Katars angreifen werde. „Diese Entscheidung wurde von Premierminister Netanjahu getroffen“, erklärte er. „Es war keine Entscheidung, die ich getroffen habe.“ Der UN-Sicherheitsrat hat am 12.9. einstimmig mit allen 15 Mitgliedern – also auch mit der Stimme der USA – den Angriff auf Katar als völkerrechtswidrig erklärt. Eine solche Entscheidung – zumal mit den USA – ist außerordentlich selten und ein weiteres Indiz für eine mögliche Abkühlung zwischen den USA und Israel.

Später sagte Trump, er habe seinen Nahost-Beauftragten Steve Witkoff „sofort“ angewiesen, die Katarer über den bevorstehenden Angriff zu informieren, aber Witkoff habe dies „leider zu spät“ getan, um den Angriff noch zu verhindern. Trump sagte auch, er habe nach dem Angriff mit Netanjahu sowie mit dem Emir und dem Premierminister von Katar gesprochen.

Diese Entwicklungen zeigen, dass sich der enge Schulterschluss zwischen den USA und Israel lockert.
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Angesichts der zumeist sehr deprimierenden Berichte in unserem Newsletter steht an dieser Stelle die Rubrik Bemerkenswert – in der Hoffnung, dass diese Meldungen uns allen Mut machen, denn „Aufgeben ist keine Option“!

BA 365 Bemerkenswert:
Mitteilung der EU-Beauftragten für Menschenrechte zur Einhaltung von Art. 2 des Assoziierungsabkommen EU-Israel (Menschenrechtsklausel) für Öffentlichkeit freigegeben. Sie listet zahlreiche Menschenrechtsverletzungen Israels auf.
Hier in englischer Sprache nachzulesen: https://data.consilium.europa.eu/doc/document/ST-10499-2025-DCL-1/en/pdf . Ein offizielle Übersetzung in andere Sprachen gibt es nicht.

Resolution der International Association of Genocide Scholars
Am 31.8.2025 verabschiedete die International Association of Genocide Scholars (Internationale Vereinigung der Völkermordforscher) eine dreiseitige Resolution zur Situation in Gaza, in der sie zu dem Ergebnis kommt, dass die Politik und das Vorgehen Israels im Gazastreifen der rechtlichen Definition von Völkermord in Artikel II der Konvention der Vereinten Nationen über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes (1948) entsprechen. Der Vereinigung gehören weltweit rund 500 Mitglieder an.

Der Oberste Gerichtshof Israels entschied am Sonntag, dass der Staat palästinensischen Gefangenen in israelischen Gefängnissen eine Mindestversorgung mit Lebensmitteln gewährleisten muss.
Dahlia Scheindlin berichtete am 9.9.25 in Haaretz: https://www.haaretz.com/israel-news/ 2025-09-09/ty-article/.premium/in-denial-about-gazans-starving-see-whats-happening-to-palestinians-in-israeli-jails/00000199-2a7f-d3e4-abb9-6eff55730000
Seit Beginn des Krieges haben Nichtregierungsorganisationen und Medien über weit verbreitete Folter, Misshandlung und Hunger in israelischen Gefängnissen berichtet. Es hat 18 Monate gedauert, aber nun hat Israels Oberster Gerichtshof den Staat aufgefordert, Sicherheitsgefangenen ‚die grundlegenden Lebensbedingungen‘ zu gewährleisten. Ähnliche Petitionen bezüglich Gaza werden weiterhin ignoriert.
Der Oberste Gerichtshof Israels entschied am Sonntag, dass der Staat palästinensischen Sicherheitsgefangenen in israelischen Gefängnissen eine Mindestversorgung mit Lebensmitteln gewährleisten muss. Das Urteil war eine Reaktion auf eine Petition, die zwei israelische Menschenrechtsgruppen, die Association for Civil Rights in Israel und Gisha – Legal Center for Freedom of Movement, im April 2024 eingereicht hatten, nachdem sich die Hinweise auf Folter, Misshandlung und Hunger gehäuft hatten.
Die drei Richter ‚entschieden einstimmig, dass der Strafvollzugsdienst gesetzlich verpflichtet ist, Sicherheitsgefangenen die grundlegenden Lebensbedingungen zu gewährleisten, einschließlich der Menge und Art der Lebensmittel, die für die Erhaltung ihrer Gesundheit angemessen sind‘, wie aus der Zusammenfassung des Gerichts hervorgeht.
Noa Sattath, Geschäftsführerin von ACRI, gab eine Erklärung ab, dass das Urteil ‚einen entscheidenden Sieg für die Rechtsstaatlichkeit und die Menschenwürde darstellt. Der Oberste Gerichtshof hat die systematische Hungerpolitik von Minister [Itamar] Ben-Gvir eindeutig abgelehnt und bekräftigt, dass Israel auch in Kriegszeiten grundlegende Menschenrechtsstandards einhalten muss.‘
Für eine unbekannte Anzahl von Gefangenen, die seit dem 7. Oktober misshandelt, gefoltert und ausgehungert wurden, kam das Urteil zu spät.
Sind dies bedauerliche, aber ungewöhnliche Vorfälle?
Alex de Waal, einer der weltweit führenden Experten für Hungersnöte und Hunger, sagte im Juli gegenüber Haaretz: ‚Alles, was wir über die Entstehung von Hungersnöten wissen, deutet darauf hin, dass Israel diese Bedingungen geschaffen hat.‘ Später schrieb er in der New York Times: ‚Hungersnöte brauchen Zeit; Behörden können eine Bevölkerung nicht versehentlich verhungern lassen.‘ Wenn dem so ist, kann man Gefangene in israelischen Gefängnissen definitiv nicht versehentlich verhungern lassen oder misshandeln. Außerdem waren diese Muster weder verborgen noch neu.
Israelische Medien haben seit Beginn des Krieges über die schweren Misshandlungen palästinensischer Sicherheitsgefangener berichtet – vor allem Haaretz, +972 Magazine und dessen hebräische Schwesterwebseite Local Call. Die Berichte stammen von Ende 2023 und  Anfang 2024. Im März desselben Jahres enthüllte Hagar Shezaf von Haaretz, dass 27 Gaza-Häftlinge seit dem 7. Oktober oder seit Kriegsbeginn in israelischen Einrichtungen gestorben waren. Im April 2024 reichten die Menschenrechtsgruppen ihre Petition beim Obersten Gerichtshof ein.
Ende Juli 2024 berichteten alle großen israelischen Medien über einen Fall, in dem Wärter einen Gefangenen in dem Gefängnis Sde Teiman vergewaltigt hatten, aber da diese Medien selten über das Thema berichteten, sahen die meisten Israelis dies wie üblich als Ausnahmefall an. Im August 2024 veröffentlichte B’Tselem einen vernichtenden Bericht, der den systematischen Missbrauch von Sicherheitsgefangenen dokumentierte. 
Mit anderen Worten: Die Öffentlichkeit hätte davon wissen können, wusste es aber nicht oder kümmerte sich nicht darum. Eine kleine Gruppe randalierte sogar zur Unterstützung der Täter in Sde Teiman. Der für den israelischen Strafvollzug zuständige Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, ist stolz auf seine Politik, obwohl von Ende 2023 bis2025 fast ununterbrochen Berichte über Misshandlungen und Hungerstreiks eingingen. Am 6. Juli berichtete Shezaf, dass laut Angaben des Palestinian Prisoners‘ Club 73 palästinensische Gefangene oder Häftlinge in Haft gestorben seien.
Zurück zum Urteil des Obersten Gerichtshofs vom Sonntag: Das lange Warten auf ein Urteil, fast 18 Monate nach Einreichung der Petition, ‚scheint beispiellos‘, sagte Tania Hary, Direktorin von Gisha, in einem Interview mit Haaretz. Die Petition vom April 2024 wurde bei ihrer Einreichung als dringlich eingestuft, und Hary fragt: ‚Gibt es einen Fall, der die Bezeichnung ‚dringlich‘ mehr verdient als die Frage, ob Menschen genug zu essen haben?‘
Aber das Gericht, das die israelischen Mainstream-Liberalen lieben und in den letzten Jahren massiv unterstützen, hat es größtenteils versäumt, die Menschenrechte der Palästinenser zu schützen. Das Gericht, das Israels Rechte so gerne hasst, entschied im April dieses Jahres, dass Israel den Gazastreifen weder besetzt noch kontrolliert und nach dem Kriegsrecht nicht verpflichtet ist, den Zivilisten dort humanitäre Hilfe zukommen zu lassen, sondern nur, diese hineinzulassen.
Bemerkenswert ist, dass sich viele der Ausreden Israels für die Hungersnot dort auf das unglückliche Schicksal der Hilfe konzentrieren, sobald sie den Gazastreifen erreicht. Das Gericht hat noch nicht einmal eine Anhörung zu einer weiteren dringenden Petition zur Beendigung der Hungersnot in Gaza abgehalten, die im Mai eingereicht wurde; die Petenten haben aus Protest darum gebeten, sie zu streichen.
Nachdem am Montag bei einem schweren Schusswaffenangriff von Palästinensern mindestens sechs Menschen in einem Bus in Jerusalem getötet und vier weitere IDF-Soldaten in Gaza ums Leben gekommen sind, wird es für zu viele zu leicht sein, die Bedeutung der grundlegenden Menschenrechte für Gefangene abzutun – von denen einige an Terroranschlägen beteiligt waren (während andere nie verurteilt und einige nie wegen einer Straftat angeklagt wurden). Aber Israelis, die den Hunger in Gaza leugnen, werden es viel schwerer haben, die Verantwortung für den Hunger, die Misshandlung, die Folter und den Tod von Palästinensern in israelischen Gefängnissen auf souveränem Territorium abzuwenden, wo es keine Verschwörung der Hamas, der UNO oder der globalen Medien gibt, der man die Schuld geben könnte.“

Standing Ovations für Dokudrama „The Voice of Hind Rajab“ in Venedig
„The Voice of Hind Rajab“ ist ein Film über ein getötetes Mädchen im Gazastreifen – bei der Premiere am Mittwochabend in Venedig bekam es Medienberichten zufolge Standing Ovations und mit mehr als 20 Minuten ungewöhnlich langen Applaus. Das Dokudrama der tunesischen Regisseurin Kaouther Ben Hania wurde von den US-Schauspielern Brad Pitt und Joaquin Phoenix mitproduziert. Es läuft im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig. Der Film erzählt die letzten Momente im Leben des palästinensischen Mädchens Hind Rajab. Es starb im Januar 2024 beim Fluchtversuch seiner Familie aus Gaza-Stadt. Der Film sowie mehrere unabhängige Untersuchungen legen nahe, dass Hind Rajab und Teile ihrer Familie von israelischen Streitkräften getötet wurden. Israels Militär bestreitet dies. Der Hamas-Terrorangriff vom 7. Oktober 2023 als Auslöser des Krieges wird in dem Film nicht thematisiert.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/standing-ovations-fuer-dokudrama-the-voice-of-hind-rajab-in-venedig-100.html

BIP Aktuell berichtet an dieser Stelle von Menschenrechtsverletzungen, die in deutschen Medien kaum Beachtung finden

In einer Nacht randalierten Siedler in drei palästinensischen Gemeinden – mit einem Toten
Vermummte Siedler, bewaffnet mit Knüppeln, tauchten mitten in der Nacht auf und zündeten Autos an, indem sie deren Motoren in Brand setzten. Soldaten, die eine Stunde später eintrafen, feuerten Tränengas auf die Bewohner, die noch immer versuchten, die Flammen zu löschen.
Bericht von Gideon Levy in Haaretz, 24. August 2025
„Mohammad Romaneh, Feldforscher für die israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem, sagt, er habe noch nie zuvor eine Reihe von Angriffen durch Siedler erlebt, die so koordiniert und gut organisiert waren wie die in der Nacht des 31. Juli. In drei verschiedenen palästinensischen Gemeinden im Westjordanland wachten Dutzende von Bewohnern genau zur gleichen Zeit – kurz nach 2:15 Uhr morgens – auf und sahen ihre Autos in den Höfen ihrer Häuser in Flammen stehen. Die Flammen schlugen auch auf die Häuser über und gefährdeten deren Bewohner.
An allen drei Orten – der Stadt Silwad und den Dörfern Ramun und Abu Falah, die alle in derselben Gegend in der Nähe von Ramallah liegen – war die Vorgehensweise dieselbe: Maskierte Personen stürmten herein und begannen, Autos anzuzünden, wobei sie zunächst die Motoren in Brand setzten.
Ein besonders gewagter Überfall wurde in Silwad durchgeführt, wo zum ersten Mal Siedler eindrangen; sie teilten sich in drei Gruppen auf und zündeten Autos an, die vor drei Häusern geparkt waren. Fluchtfahrzeuge warteten einen Kilometer entfernt auf der Route 60, die durch das Westjordanland führt.
Vor etwa einem Jahr wurde auf Land, das zu Silwad gehört, ein neuer Siedleraußenposten errichtet. Derzeit wird er von zwei Familien von Landbesetzern bewohnt, die nicht weniger als 10.000 Dunam (1.000 Hektar) Ackerland – offenbar etwa die Hälfte des gesamten landwirtschaftlichen Eigentums der Stadt – unter ihre Kontrolle gebracht haben, ein Gebiet, das die Bewohner aus Angst vor Repressalien seitens der Siedler nicht mehr betreten.
(…)
(…) Inzwischen versuchten die Bewohner, das Feuer am Haus der Familie Hamad zu löschen. Einige junge Leute, die die Brandstifter verfolgten, erzählten Romaneh später, dass zwei Fahrzeuge, ein Van und ein Privatwagen, auf der Autobahn auf sie warteten. Die Täter rasten in Richtung Süden davon, in Richtung Ofra und anderer Siedlungen entlang der Strecke. 
Fast eine Stunde verging, bevor Feuerwehrleute und Rettungskräfte am frühen Morgen aus der Stadt Bir Zeit neben Ramallah in Silwad eintrafen. Etwa eine Viertelstunde später traf eine israelische Militäreinheit beim Haus der Familie Hamad ein. Die Soldaten warfen Tränengasgranaten auf diejenigen, die noch immer gegen die Flammen kämpften. 
Um 4:30 Uhr morgens trafen weitere Truppen ein. Ein arabischsprachiger Soldat befragte Rifat. Am nächsten Nachmittag trafen Polizeibeamte in Begleitung von Soldaten ein. Sie fotografierten die qualmenden Autowracks, nahmen die Aussage von Rifat auf und beschlagnahmten die Überwachungskamera, die am Zaun der Schule gegenüber dem Gebäude der Familie Hamad installiert war. Die israelischen Streitkräfte machten sich nicht die Mühe, das Haus von Anas Ayyad aufzusuchen. In derselben Nacht gab es in der WhatsApp-Gruppe von Silwad eine Nachricht, in der der Tod von Khamis Ayyad bekannt gegeben wurde.
Die Pressestelle der israelischen Streitkräfte erklärte: „Es gingen Berichte über Brandstiftung an Eigentum und Fahrzeugen in Silwad, Khirbet Abu Falah und Ramun ein, die zum Zuständigkeitsbereich der Brigade Binyamin gehören. Nach Erhalt der Berichte eilten die Sicherheitskräfte zu den Orten. Bei den Durchsuchungen durch Truppen in Silwad und Khirbet Abu Falah wurden ausgebrannte Autos und hebräische Graffiti gefunden, aber keine Verdächtigen für die Brandstiftung ausfindig gemacht. Als die Streitkräfte zur Durchsuchung nach Kafr Ramun eintrafen, wurden keine Erkenntnisse gewonnen und keine Verdächtigen oder Brandstiftung in der Gegend festgestellt. Nach den Ereignissen wurden Ermittlungen durch die israelische Polizei eingeleitet.“
Die Fotos, die die B’Tselem-Feldforscherin Romaneh am Tag nach den Übergriffen aufgenommen hat, sind düster: ausgebrannte Autowracks, verkohlte Wände und auf einer Wand des Gebäudes der Familie Hamad in roter Farbe gekritzelt: „Rache für die erschossenen Juden-Nazis“ – daneben ein Davidstern.“

Das Redaktionsteam von BIP-Aktuell besteht aus dem Vorstand und dem Geschäftsführer Dr. Shir Hever. V. i. S. d. P. Dr. Götz Schindler, BIP-Vorstand.

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