BIP Konferenz in Nürnberg 24.5.24-26.5.24
Blog per E-Mail folgen

Gib deine E-Mail-Adresse ein, um diesem Blog zu folgen und per E-Mail Benachrichtigungen über neue Beiträge zu erhalten.

Aktuelle Beiträge

No more posts to show

Überraschung unter Israelis, dass Trumps „Friedensplan“ nicht das Ende ist

  1. Die Israelis denken, es sei alles vorbei
  2. Kolumbien schickt beschlagnahmtes Gold zur Unterstützung des Gazastreifens
  3. Lynchmobs, Brandstiftung, Schlachtung von Herden: Beispiellose israelische Gewalt im Westjordanland

Israel handelt und spricht offiziell so, als sei der Krieg in Gaza beendet, obwohl der Waffenstillstand regelmäßig gebrochen wird und die Kriegswirtschaft nicht beendet ist. Der israelische Diskurs erkennt den Völkermord nicht an und verarbeitet daher auch nicht die Ereignisse der letzten zwei Jahre. Israelische Journalisten zeigen sich überrascht, dass die Welt Israel trotz des so genannten „Endes“ des Krieges weiterhin boykottiert. Die israelische Journalistin Orly Noy argumentiert, dass sich das Ansehen der Israelis ohne die Anerkennung des Völkermordes nicht erholen wird.

Nach Trumps Erklärung, dass der „Krieg zu Ende ist“, haben die israelische Gesellschaft und die Medien in Israel diese Aussage unkritisch akzeptiert. Israel hat jedoch wiederholt gegen den Waffenstillstand verstoßen (BIP-Aktuell #370), und es ist nicht zu erwarten, dass es in Zukunft anders sein wird. Netanjahu hat erklärt, dass Israel nach eigenem Ermessen in Gaza zuschlagen wird. Die Israelis erwarten durchaus, dass weiterhin Gewalt ausgeübt wird. Angesichts der fortgesetzten Besatzung, der Verhinderung notwendiger humanitärer Hilfe in Gaza und regelmäßiger militärischer Angriffe hat man keine Problem zuzugeben, dass der jetzige Zustand kein Frieden ist.

Menschen feiern in Tel-Aviv anlässlich der Rückkehr der israelischen Geiseln mit israelischen Fahnen und US-Flaggen vor dem Gebäude des Verteidigungsministeriums. Die Schlagzeile lautet: „Die Geiseln sind in den Händen der IDF!“. Quelle: 2025, Kan News, Tik Tok.



Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz gab bekannt, dass der am 7. Oktober 2023 verhängte Ausnahmezustand im Süden Israels beendet ist, die Reservisten aber noch nicht in die Zivilgesellschaft entlassen werden (Quelle auf Hebräisch). Israel führt weiter Krieg unter den Bedingungen einer Kriegswirtschaft und bringt große Summen auf, um Gaza unter Besatzung zu halten. Es muss viele verletzte Soldaten unterstützen und Familien, die Häuser in Israel verloren haben, entschädigen (Quelle auf Hebräisch). Trotzdem hat der israelische Aktienmarkt positiv auf den Waffenstillstand reagiert. Obwohl angeblich ein Waffenstillstand in Kraft ist, gibt Israel Hunderte Millionen Dollar aus, um die Teile des Gazastreifens, die unter israelischer Kontrolle stehen, zu zerstören und dem Erdboden gleichzumachen (Quelle auf Hebräisch).

Yshay Halper schrieb für Haaretz einen Artikel mit dem Titel „Sie wurden des Völkermordes beschuldigt und waren in Europa geächtet. Was können wir in Israel aus dem Fall Serbiens lernen?“ (Quelle auf Hebräisch). Obwohl der Autor für seine linken Ansichten bekannt ist und die Zeitung Haaretz die kritischste Tageszeitung in Israel ist, enthält der Artikel eine Botschaft, die mit der allgemeinen Meinung in Israel übereinstimmt. Wie Trump geht er nämlich davon aus, dass der Gaza-Krieg vorbei ist. Halper argumentiert aber, dass die Israelis trotzdem aufgrund der Erinnerung an den Krieg weltweit unter einem schlechten Ruf leiden werden. Die Überschrift des Artikels, die von der Redaktion von Haaretz vorgegeben wurde, bezieht sich lediglich auf die Beschuldigung, einen Völkermord begangen zu haben. Dass der Völkermord von Srebrenica bereits vom Internationalen Gerichtshof internationalen Gerichten und der UNO anerkannt worden ist, wird nicht erwähnt.

In den israelischen Mainstream-Medien ist der Diskurs ähnlich: In einem Artikel in Kan 11 (Quelle auf Hebräisch) wurde erörtert, wie sich der akademische Boykott trotz des „Kriegsendes“ weiter ausweitet, und die Zeitung Maariv nannte den wachsenden akademischen Boykott trotz des „Kriegsendes“ einen „Sieg der Hamas“ (Quelle auf Hebräisch). Thematisiert wurde auch, dass sich der kulturelle Boykott gegen Israel ausweitet, da immer mehr Musiker ankündigen, Israel zu boykottieren, darunter der ehemals pro-israelische Thom Yorke von Radiohead. Der Kulturboykott wird in den israelischen Medien als eine überraschende Entwicklung dargestellt, da der „Krieg vorbei“ sei (Quelle auf Hebräisch). In Kan 11 gab es einen Artikel, demzufolge sogar Ornithologen aus Europa, die sonst den Vogelzug in Israel beobachten, in dieser Saison fernbleiben (Quelle auf Hebräisch).


B’Tselem und Physicians for Human Rights stellten in einer gemeinsamen Pressekonferenz am 28. Juli einen Bericht vor, in dem sie Israel beschuldigen, einen Völkermord in Gaza zu begehen (Orly Noy dritte von rechts). Quelle: 2025, Oren Ziv, Instagram.



Orly Noy, Vorstandsvorsitzende von B‘Ttselem, reagiert auf diesen Diskurs der allgemeinen Überraschung mit einem auf Hebräisch verfassten Artikel, der den Titel trägt: „Warum boykottieren sie uns ständig? Weil wir einen Völkermord begangen haben“. Noy schreibt allerdings in der Vergangenheitsform, als ob der Völkermord zu Ende sei, obwohl sie darauf hinweist, dass die Gewalt im Westjordanland, insbesondere in Masafer Yatta, eskaliert. Noy zitiert einige israelische Journalisten, die sich darüber wundern, dass die Kritik an Israel trotz des „Endes des Krieges“ weitergeht. Sie zeigt, wie die israelische Öffentlichkeit sich hinter den Protesten gegen die Regierung versteckt, um diese Demonstrationen rückwirkend als Proteste gegen den Krieg zu interpretieren. Aber sie weist nach, dass die Demonstranten sich nie um das Leben der Menschen in Gaza, sondern nur um die israelischen Geiseln gesorgt haben. Immer mehr Menschen in der ganzen Welt haben sich von der Illusion verabschiedet, Israel sei ein „jüdischer und demokratischer Staat“. Orly Noy sieht die Israelis als moralisch zutiefst kompromittiert und als eine Gesellschaft, die zum Völkermord schweigt. Jedoch weigern sich die meisten Israelis bis heute, Verantwortung zu übernehmen und die Gräueltaten anzuerkennen, die in ihrem Namen begangen wurden. Orly Noy fordert die Israelis hierzu auf. Sie beendet ihren Artikel mit dem Satz: „Von dort aus könnte der lange Prozess der Rehabilitierung beginnen, an dessen Ende es wieder möglich sein wird, zur Menschheit zurückzukehren.“ Im Kontext des israelischen Diskurses ist der Hinweis auf die „Rückkehr zur Menschheit“ eine Analogie zu Deutschland nach dem Holocaust

*******************************************************                       
Werde Mitglied im Bündnis für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern e.V. (BIP) und unterstütze unsere Arbeit. Jahresbeitrag für stimmberechtigte ordentliche Mitglieder 150 €, für Fördermitglieder 100 €. 
Ein Aufnahmeantrag ist an den Vorstand zu stellen: info@bip-jetzt.de.
Weitere Informationen: www.bip-jetzt.de
Wenn Sie die Arbeit von BIP unterstützen möchten – dies ist unser Spendenkonto: BIP e.V., IBAN: DE 43 2545 1345 0051 0579 58, BIC NOLADE21PMT
Hier können Sie BIP-Aktuell abonnieren: https://bip-jetzt.de/blog/
Save the date: Vierte Internationale BIP-Konferenz vom 29. – 31. Mai 2026 in Nürnberg. Konferenzanmeldungen und Hotelreservierungen im Ramada-Hotel sind erst ab 15.11. möglich. Danach werden an dieser Stelle auch Details bekannt gegeben.

*******************************************************

Angesichts der zumeist sehr deprimierenden Berichte in unserem Newsletter steht an dieser Stelle die Rubrik „Bemerkenswert“ – in der Hoffnung, dass diese Meldungen uns allen Mut machen, denn „Aufgeben ist keine Option“!
Kolumbien schickt beschlagnahmtes Gold zur Unterstützung des Gazastreifens
„Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro hat nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen Israel und der Hamas angeordnet, beschlagnahmtes Gold für den Wiederaufbau Gazas zu spenden. In einem Beitrag in den sozialen Medien kündigte Präsident Petro an, dass die Special Assets Society – die Güter und Immobilien illegaler Herkunft verwaltet – ‚von Drogenhändlern beschlagnahmtes Gold‘ zur Finanzierung der ‚medizinischen Versorgung verletzter Kinder‘ im Gaza-Konflikt spenden werde.“ https://colombiaone.com/2025/10/16/colombia-petro-gold-gaza/

BIP Aktuell berichtet an dieser Stelle von Menschenrechtsverletzungen, die in deutschen Medien kaum Beachtung finden

Siedler errichteten einen neuen Außenposten. Vier Tage später setzten sie eine Beduinengemeinde in Brand und überfielen eine nahegelegene Villa
Matan Golan
27.10.2025
Nachdem sie in Mukhmas mit scharfer Munition geschossen hatten, stürmten Siedler zu nahegelegenen Beduinenwohnungen und zerstörten innerhalb von zehn Minuten Überwachungskameras, setzten fünf Gebäude in Brand, zerschlugen Autoscheiben, stahlen eine Schafherde und griffen die wenigen verbliebenen Bewohner an.
Israelische Siedler errichteten letzte Woche einen neuen Außenposten neben dem Dorf Mukhmas im Westjordanland nördlich von Jerusalem. Das Dorf ist von illegalen Außenposten umgeben, aber die Nähe des neuesten Außenpostens zum Dorf und zur Beduinengemeinde, die am Rande des Dorfes lebt, beunruhigt die Bewohner. Zwischen dem Außenposten – der aus einem einzigen grünen Zelt besteht – und dem palästinensischen Dorf liegt ein Tal voller Olivenhaine, während er im Norden eine beherrschende Lage über der Beduinengemeinde von Mukhmas einnimmt, die häufig unter Misshandlungen durch die Bewohner des Außenpostens leidet. Vor vier Monaten beschloss die Beduinengemeinschaft aus Angst um ihre Sicherheit, die Frauen und Kinder zu evakuieren. Wenige Tage, nachdem sie beschlossen hatten, die Kinder nach Hause zurückzubringen, kam es am Samstag zu einem gewaltsamen Überfall auf das Dorf und das Beduinengebiet durch Dutzende von Siedlern, die scharfe Munition einsetzten.
Am Tag der Errichtung der Siedlung wies die Zivilverwaltung an, Abrissverfügungen gegen alle dort befindlichen Gebäude zu erlassen. Da jedoch die meisten Befugnisse der Verwaltung an die Siedlungsdirektion unter der Zuständigkeit von Finanzminister Bezalel Smotrich übertragen wurden, kann das israelische Militär einen Abrissbefehl nur dann ausführen, wenn nachgewiesen ist, dass der Außenposten ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellt. Einen Tag nach der Errichtung des Außenpostens fällten Siedler Dutzende alter Olivenbäume in Hainen, die mehrere Dutzend Meter vom Außenposten entfernt lagen. Seitdem haben sie laut Angaben von Anwohnern bereits Olivenbäume in diesem Tal in Brand gesetzt. Rabbi Arik Ascherman – der Leiter der Menschenrechtsgruppe Torat Tzedek, die Anwesenheitsschichten in mehreren Hirtengemeinden im Westjordanland organisiert, die mit Gewalt durch Siedler konfrontiert sind – hat Dutzende Anrufe bei der Polizei und der IDF getätigt, um auf die Gefahr durch den Außenposten hinzuweisen, aber seine Anrufe führten nicht zu Verstärkung vor Ort.
Am Samstagnachmittag ging T., ein Einwohner von Mukhmas, hinaus, um in den Olivenhainen östlich des Dorfes Oliven zu ernten. „Gegen 16:00–16:30 Uhr waren wir gerade dabei, Oliven zu ernten, als vier Siedler aus dem neuen Außenposten kamen. Sie kamen herunter und zerschlugen mit Stöcken und Steinen die Scheiben von zwei Fahrzeugen“, berichtete er. T. berichtet, dass diese vier Siedler sich in Richtung der nahe gelegenen Schafställe bewegten, während die Palästinenser sie aus Angst, sie könnten die Herden stehlen oder ihnen Schaden zufügen, daran hinderten, näher zu kommen. „Wir sahen, wie die Siedler einige Telefonate führten. Innerhalb von 10 Minuten kamen Dutzende weitere Siedler – ich glaube, es waren etwa 50. Mindestens vier von ihnen waren bewaffnet, drei davon mit Gewehren.“
L., eine israelische Aktivistin von Torat Tzedek, war in der nahe gelegenen Beduinengemeinde, um durch ihre Anwesenheit Schutz zu bieten, als sie in das Dorf gerufen wurden. „Wir kamen an und sahen 20 bis 30 vermummte Siedler, die sich auf dem Hügel über den Hainen versammelt hatten. Plötzlich rannten sie auf das Dorf zu und schrien. Als sie hundert Meter von uns entfernt waren, hörten wir Schüsse und flohen in Richtung Dorf“, erinnert sie sich. T. sagte über den Angriff: „Die bewaffneten Siedler eröffneten das Feuer, während andere uns mit Steinen bewarfen und uns mit Knüppeln schlugen, als wir flohen. Sie schlugen mir auf die Hand, verletzten jemand anderem am Kopf und brachen einer weiteren Person die Hand. Einer wurde am Bein verletzt, ein anderer wurde auf den Rücken geschlagen. Das geschah 50 Meter von den Häusern entfernt.“ Er sagte, dass einer der Siedler ein Zivilschutzbeamter aus der Umgebung sei. „Er schoss in die Luft, aber andere mit Waffen schossen auf uns. Wir sahen, wie die Kugeln zwischen unseren Beinen auf den Boden schlugen, während wir rannten, und dann sagte der Sicherheitsbeamte: ‚Holt eure Leute hier weg, und ich hole meine Leute weg.‘ Wir entfernten uns, ebenso wie die Siedler, die sich auf den Weg zu den Beduinen unten [im Tal] machten.“ Die Siedler behaupten, dass über 100 Dorfbewohner sie mit Steinen beworfen hätten. Nach Angaben der Polizei wurden bei der Auseinandersetzung zwei Israelis leicht verletzt.
L. sagte, die Palästinenser hätten das Militär kontaktiert und erfahren, dass eine Einheit unterwegs sei, aber sie habe bis zum Ende des Vorfalls keine Soldaten gesehen. Sie sagt, während die Siedler auf dem Weg vom Dorf zur Beduinengemeinde waren, die sie überfallen wollten, hätten sie die Polizei angerufen und gesagt, dass „Soldaten bereits vor Ort seien. Aber ich weiß nicht, ob das stimmt.” Nach dem Überfall auf das Dorf näherte sich eine Gruppe von etwa zehn maskierten Siedlern aus verschiedenen Richtungen der Beduinengemeinde, einige zu Fuß von den Hügeln, andere mit Fahrzeugen.
„Wir haben die Kinder vorher evakuiert. Als wir sahen, dass viele Siedler nach Mukhmas fuhren, wurde uns klar, dass sie auf uns zukamen und wir die Kinder in Sicherheit bringen mussten“, sagte ein Bewohner aus dem Beduinengebiet. Augenzeugenberichten zufolge zerstörten die Siedler innerhalb von zehn Minuten die Überwachungskameras in der Gemeinde, zündeten fünf Gebäude an, zerschlugen Autoscheiben, stahlen eine Schafherde und griffen die wenigen verbliebenen Männer, die die Häuser bewachten, sowie drei Aktivisten mit Stöcken und Steinen an. Unterdessen, so A., standen zwei Siedler mit Gewehren, die mit einem Jeep angekommen waren, auf dem Hügel und schützten die randalierenden Siedler. „Sie schossen fünf Mal – einer der Jungen hob etwas vom Boden in der Nähe auf, ich glaube, sie haben die Patronenhülsen mitgenommen“, erinnert er sich.
Die drei israelischen Aktivisten gaben an, ebenfalls von den Siedlern angegriffen worden zu sein. L. sagt, Rabbi Aschermans Auto sei mit Steinen beworfen und die Heckscheibe zerbrochen worden. „Dann bemerkten die Siedler mich und N.“, erklärte A. und bezog sich dabei auf den anderen israelischen Aktivisten. „Fünf Siedler verfolgten uns mit Knüppeln, während andere Häuser in Brand setzten. Wir trennten uns, als wir flohen. Ich kam in eine Sackgasse und musste zurück durch sie hindurch, um zu entkommen. Fünf Siedler schlugen mich mit Knüppeln und Steinen, während ich zwischen ihnen hindurchrannte, um zu fliehen. Sie brachen mir mit einem Knüppel den Arm, schlugen mir auf das Bein und die Schulter, und einer von ihnen warf aus vier Metern Entfernung einen Stein auf meinen Kopf, wodurch ich blutete.“
N. sagte, sie habe in einem der Häuser Zuflucht gesucht. „Ich saß hinter der Tür, ganz nah, damit sie mich vom Fenster aus nicht sehen konnten. Für einen Moment glaubte ich, es würde funktionieren; sie schauten durch das Fenster und riefen, dass niemand da sei, und dann begannen sie, die Häuser anzugreifen und in Brand zu setzen.“ Sie sagt, dass nach einiger Zeit ein Siedler versuchte, in das Haus einzubrechen, in dem sie sich versteckt hatte, und sie versuchte, sich am Türgriff festzuhalten. „Er brach die Tür auf, schlug mich mit einem Stock und sagte mir, ich solle herauskommen. Ich kam mit erhobenen Händen heraus, und er sagte mir, wenn sie mich jemals wieder hier sehen würden, wäre ich tot. Dann kamen die Siedler, die die Häuser niedergebrannt hatten, acht junge Männer, auf mich zu, umringten mich und begannen, mich mit Stöcken und Steinen zu schlagen, bis ich zu Boden fiel. Als ich zu Boden fiel, schrie einer von ihnen: „Sie ist verletzt.“ Als ich zu Boden fiel, sahen sie wohl, dass mein Kopf bereits blutete, und ich vermute, sie wollten keinen Ärger bekommen, weil sie mich getötet hatten, also hörten sie auf und gingen weg.“ N. wurde mit Spuren von Gewalt an ihrem Körper – Schnittwunden an Kopf und Hals sowie Prellungen an Rippen, Brust und Gliedmaßen – in das Hadassah Ein Kerem Krankenhaus in Jerusalem gebracht. Bei der Untersuchung wurde außerdem festgestellt, dass sie an inneren Blutungen in der Leber litt.
Der Sprecher der israelischen Streitkräfte erklärte: „Die israelischen Streitkräfte, die Grenzpolizei und die israelische Polizei wurden in die Umgebung von Jaba entsandt, nachdem heute früh gemeldet worden war, dass israelische Bürger in einem nahe gelegenen Gebiet angekommen waren, in dem sich Palästinenser aufhielten. Am Tatort wurden verbrannte Olivenbäume und beschädigte Gegenstände gefunden. Niemand wurde verletzt. Nach Eintreffen der Streitkräfte verließen alle israelischen Bürger den Tatort in Richtung Mukhmas, wo es zu einer Konfrontation mit einer Reihe von Palästinensern kam. Während der Auseinandersetzung wurden zwei israelische Staatsbürger leicht verletzt und vor Ort behandelt, zwei weitere verletzte israelische Staatsbürger begaben sich mit den Palästinensern auf eigene Faust zur medizinischen Versorgung. Am Tatort wurden Brandspuren gefunden. Die Einsatzkräfte griffen ein, um die Ordnung wiederherzustellen und die Auseinandersetzung zu beenden. Die weiteren Ermittlungen zu dem Vorfall wurden an die israelische Polizei übergeben.“ Die Polizei äußerte sich am Tag des Angriffs wie folgt: „Bei einer Auseinandersetzung, die im Dorf Mukhmas ausbrach, wurden zwei Israelis sowie zwei Aktivisten, die die Palästinenser begleiteten, leicht verletzt. Sie wurden zur medizinischen Behandlung evakuiert. Später ging eine Meldung über die Brandstiftung an vier Gebäuden in der nahe gelegenen Beduinengemeinde ein. Feuerwehrteams kamen zum Tatort, und während Polizisten der Binyamin-Station des Bezirks Judäa und Samaria Zeugenaussagen sammelten, bemerkten sie eine maskierte Person, die aus einem Gebäude kam. Sie wurde sofort festgenommen. Außerdem wurde ein israelisches Fahrzeug am Tatort gefunden und abgeschleppt. Der Verdächtige und die Beweismittel wurden zur Untersuchung an die Polizeistation Bunyamin übergeben. Die Polizei wird die Umstände des Vorfalls weiter untersuchen, bis alle Beteiligten vor Gericht gestellt worden sind.
Übers. mit deepl.com
https://www.haaretz.com/israel-news/2025-10-27/ty-article-magazine/.premium/after-building-new-west-bank-outpost-settlers-attack-bedouins-and-raid-village/0000019a-259f-d2f9-abfb-a5ff05520000

Lynchmobs, Brandstiftung, Schlachtung von Herden: Westjordanland sieht sich beispielloser israelischer Gewalt ausgesetzt.
Israelische Siedlermilizen, unterstützt von Soldaten, verwüsten palästinensische Gemeinden – sie schlagen Einwohner, zünden Ernten an, zerstören Autos und schlachten Tiere. Jonathan Pollak, der palästinensische Bauern während der Olivenernte begleitet, berichtet, was er gesehen hat – und wie er dafür fast mit seinem Leben bezahlt hätte.
Die letzten zwei Jahre waren eine Zeit ungebremster israelischer Gewalt. Im Gazastreifen schwoll diese Gewalt zu wahrhaft monströsen Ausmaßen an, aber auch im Westjordanland haben die Palästinenser ihren Anteil daran gehabt.
Jeder Ort hat seine eigene Art von Gewalt. Hier im Westjordanland wird die israelische Gewalt von allen anwesenden Kräften gemeinsam ausgeübt – sei es von der Armee, der Polizei, der Grenzpolizei, dem Sicherheitsdienst Shin Bet, dem israelischen Strafvollzugsdienst oder den Sicherheitskoordinatoren der Siedlungen und natürlich auch von israelischen Zivilisten. Oft tragen diese Zivilisten Stöcke, Metallrohre und Steine, während andere mit Schusswaffen bewaffnet sind. Milizen, die außerhalb des Gesetzes, aber unter dessen Schutz operieren.
Manchmal sind es die Zivilisten, die die Führung übernehmen, während die offiziellen Sicherheitsapparate hinter ihnen herlaufen und ihnen Deckung geben. Manchmal ist es auch umgekehrt. Das Ergebnis ist jedoch immer dasselbe. In den letzten Monaten und noch aggressiver in den letzten Wochen seit Beginn der Olivenernte erreicht die orchestrierte und organisierte Gewalt Israels im Westjordanland neue Rekordwerte. So war es auch mit der zerstörerischen Gewalt in Duma, Silwad, Nur Shams, Mu’arrajat, Kafr Malik und Mughayyir a-Deir, noch bevor die Ernte überhaupt begonnen hatte. Das ist das Schicksal der palästinensischen ländlichen Gemeinden, die angesichts der israelischen Hochburgen an der Grenze auf sich allein gestellt sind.
Mohammed al-Shalabi rannte um sein Leben, ohne zu wissen, dass er seinem Tod entgegenlief, als eine Gruppe Israelis in einem grauen Pickup, von denen einige bewaffnet waren, ihn und zehn andere verfolgte. Seine Leiche wurde Stunden später gefunden – mit einem Schuss in den Rücken und Spuren brutaler Gewalt.
Ähnlich erging es Saif a-Din Musallet, der angegriffen wurde, zunächst fliehen konnte, dann aber zusammenbrach und schließlich starb. Er lag stundenlang bewusstlos und sterbend da, zusammen mit einem Freund, der ihm nicht helfen konnte, während Gruppen von israelischen Soldaten und Zivilisten die Hügel füllten und weiter nach Beute suchten. Das waren die grausamsten Folgen des Pogroms in Jabal al-Baten östlich von Ramallah am 11. Juli 2025.
In diesen Momenten wusste ich noch nicht, dass sie tot waren, aber ich kannte die Angst vor dem Tod. Einige Stunden zuvor war eine Schar von Israelis in al-Baten eingedrungen, und eine Gruppe junger Palästinenser aus den nahe gelegenen Dörfern Sinjil und al-Mazra’a ash-Sharqiya machte sich auf, um sie aufzuhalten. Zunächst hatten die Palästinenser die Oberhand und die Eindringlinge wurden ein wenig zurückgedrängt. Doch innerhalb kurzer Zeit trafen israelische Verstärkungen in Form eines grauen Pickups mit einer Reihe bewaffneter Männer ein.
Der Pickup raste auf die Palästinenser zu und traf einen von ihnen. Kurz darauf, als ich einem der jungen Männer half, den Verletzten zu tragen, begannen wir um unser Leben zu rennen, da die Tage zuvor deutlich gemacht hatten, was mit jedem passieren würde, der in solchen Situationen nicht fliehen konnte.
Und tatsächlich gelang uns das nicht. Eine Gruppe maskierter Israelis, bewaffnet mit schwarzen Polizeiknüppeln, holte uns ein. Die Schlagstöcke wurden erhoben und wieder und wieder auf das Gesicht, die Rippen, den Rücken und erneut auf das Gesicht geschlagen. Es gab auch Tritte und Schläge, wild durcheinander, während Staub von der Erde aufwirbelte. Lange Momente wilder, unerbittlicher Gewalt. Mit Gesichtern, die lila und geschwollen wie ein Ballon waren, waren wir natürlich auch diejenigen, die von den Soldaten verhaftet wurden, als sie auftauchten.
Während wir dort saßen und darauf warteten, zur Polizeistation gebracht zu werden, sammelte der Pickup einige der Israelis ein, die um die Armee- und Polizeijeeps herumtollten, und raste in Richtung Sinjil, zu einem Krankenwagen und einem Zivilfahrzeug, deren Insassen das Geschehen von einem nahe gelegenen Hügel aus beobachteten. Rückblickend war das eigentlich der Beginn des Lynchmords, bei dem alle Variablen der israelischen Gewaltanwendung vorhanden waren: die offiziellen Streitkräfte, die privatisierten – jede an ihrem Platz, jede ihre Rolle spielend.
Im Laufe der Stunden machte sich eine Suchmannschaft auf die Suche nach Mohammed. Sie wussten nicht, ob er noch lebte, aber die Truppen der Grenzpolizei, die ihre Rolle spielten, hinderten sie daran, den Hang zu erreichen, wo seine Leiche leblos und regungslos lag; die Pogromisten hingegen gingen, wohin sie wollten. Selbst Stunden später, als ich auf der Polizeiwache verhört wurde, wusste ich nicht, was geschehen war, denn die Beamten hielten es nicht für angebracht, mich nach Einzelheiten zu den Ereignissen zu fragen, die zu dem gerade begangenen Mord geführt hatten. Erst später, als ich freigelassen wurde, erfuhr ich von ihrem Tod – zwei junge Männer, deren Unterschied zu mir der Unterschied zwischen dem Blau eines israelischen Ausweises und dem Grün der palästinensischen Karte ist.
Die Olivenerntezeit war nicht immer von einem Angriff nach dem anderen geprägt, noch war sie eine Abfolge von Sommerpogromen. Ursprünglich war die Ernte weit mehr als nur ein wirtschaftlicher Anker. Sie war ein fester Bestandteil des palästinensischen Kulturlebens: Die Familie, einschließlich Frauen und Kinder, versammelte sich in einer natürlichen Umgebung; es wurden Volkslieder gesungen; im Schatten der Bäume wurde über offenem Feuer Qalayet Bandora (ein Gericht aus Zwiebeln, Tomaten und Peperoni) gekocht. Der Angriff auf die Olivenernte und ihre Verwandlung in eine Angelegenheit, die von Wachsamkeit und drohender Katastrophe geprägt ist, geht über die materielle Welt hinaus. Es geht nicht nur darum, die Palästinenser aus ihrem Land zu vertreiben, den materiellen Teil der ethnischen Säuberung. Dieser Angriff zielt darauf ab, die emotionale Bindung an das Land zu untergraben, um eine kulturelle Auslöschung und das Verschwinden der Identität zu erreichen. Es ist kein Zufall, dass diese Beschreibung an Klauseln im Völkerrecht erinnert, die sich mit Vernichtung befassen.
Der Angriff, bei dem Mohammed und Saif getötet wurden, markierte einen weiteren schrecklichen Moment – einen besonders schrecklichen – in einer langen Reihe von Pogromen. Ich habe versucht – und es nicht geschafft –, mich daran zu erinnern, wie viele Beerdigungen ich in den letzten Monaten besucht habe, noch bevor die Ernte begann, die Jagdsaison des israelischen Gewaltapparats. Und als ob die Gewalt nicht schon genug wäre, wurde sie in den letzten Jahren durch den Klimakollaps noch verschlimmert. Olivenbäume bringen in einem Jahr eine reichhaltige Ernte hervor, gefolgt von einem Jahr mit einer mageren Ernte. Dieses Jahr ist ein mageres Jahr, verschlimmert durch den Mangel an Regen im letzten Winter. Die Hitzewellen im letzten Frühjahr versetzten einen weiteren Schlag: Sie trockneten die Bäume aus, wodurch viele der Knospen der Früchte abfielen.
Ganze Haine sind fast völlig unfruchtbar – und das noch bevor wir die massenhafte Entwurzelung von Bäumen berücksichtigen. Für viele Bauern ist der wirtschaftliche Anreiz zur Ernte fast vollständig verschwunden, während die tödliche Gefahr, der sie während der Ernte ausgesetzt sind, immer größer wird.
Trotz der Verfolgung palästinensischer Aktivisten und der Gefahr, in israelischen Haftanstalten eingesperrt zu werden, wurde die Kampagne „Zeitoun 2025” ins Leben gerufen. Es handelt sich um eine breite Koalition, die von der palästinensischen extremen Linken bis zu den verschiedenen Fraktionen der Fatah reicht und sich zum Ziel gesetzt hat, die Ernte zu organisieren und die Bauern zu unterstützen. In den letzten Monaten haben palästinensische Aktivisten Risikogebiete nach Gefährdungsgrad, Bedürfnissen der Erntehelfer und Schwachstellen kartiert. Dennoch mussten selbst die hartnäckigsten Aktivisten angesichts der düsteren Realität die begrenzten Möglichkeiten anerkennen.
In der Nacht, in der die Ernte begann, stürmten Dutzende Soldaten das Haus von Rabia Abu Naim, einem wichtigen Aktivisten und einem der Koordinatoren der Kampagne „Zeitoun 2025“, und nahmen ihn in Verwaltungshaft – ein Codewort für Inhaftierung ohne Gerichtsverfahren. Rabia stammt aus al-Mughayyir östlich von Ramallah, einem Brennpunkt der schlimmsten Gewalt sowohl israelischer Milizen als auch der Streitkräfte. Dort wurden Mohammed und Saif getötet, und dort fielen auch die Söhne von Sinjil, Deir Jarir, Kafr Malik und Silwad.
In al-Mughayyir hat die Armee kürzlich 8.500 Bäume entwurzelt, und Gruppen von Israelis, die nachts von den Hügeln herabkamen, vollendeten das Werk, indem sie Hunderte von Bäumen auf der anderen Seite des Dorfes zerstörten.
Manche mögen versucht sein zu denken, dass die Lage gar nicht so schlimm ist, dass es auf beiden Seiten Gewalt gibt, dass die Armee nicht tatenlos zusieht oder aktiv daran beteiligt ist, dass die Polizei tatsächlich die Vorfälle untersucht und dass es geheime, berechtigte Gründe für Rabias Verwaltungshaft gibt. Gut. Diese Leser seien eingeladen, sich weiterhin Geschichten über Feen und Hexen zu erzählen und weiterzulesen.
Wenn es im Vorfeld der Olivenernte zu vereinzelten Übergriffen kam, gab es am ersten Tag, vor genau zwei Wochen, sintflutartige Regenfälle.
In Jurish wurden Erntearbeiter von Israelis mit Knüppeln angegriffen und daran gehindert, zu den Olivenhainen auf ihrem Land zu gelangen. Erntearbeiter aus Akraba, in derselben Gegend nordöstlich von Nablus, wurden ebenfalls angegriffen. In Duma, dem Dorf, in dem 2015 die Familie Dawabsheh ermordet wurde, waren es tatsächlich Soldaten, die die Erntearbeiter daran hinderten, auf ihr Land zu gelangen, mit der Begründung, dass der Zugang zu diesen Gebieten einer Sicherheitskoordination bedürfe.“
https://www.haaretz.com/israel-news/2025-10-25/ty-article-magazine/.premium/lynch-mobs-arson-slaughtered-animals-west-bank-faces-unprecedented-israeli-violence/0000019a-1b00-Ernd1c4-a99f-7bb254270000

Das Redaktionsteam von BIP-Aktuell besteht aus dem Vorstand und dem Geschäftsführer Dr. Shir Hever. V. i. S. d. P. Dr. Götz Schindler, BIP-Vorstand.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.