Israelische Unternehmen können die Auswirkungen von BDS nicht mehr ignorieren
- Israel wird weltweit boykottiert
- Bemerkenswert
- Israel weigert sich, die Leiche eines palästinensischen Teenagers freizugeben
Angesichts der anhaltenden Gräueltaten Israels in Gaza mehren sich die Verbraucherboykotte gegen Israel. Israelische Zeitungen, die früher die Auswirkungen von BDS verschwiegen haben, geben jetzt zu, dass diese zunehmen und dass es einen Zusammenhang zwischen Israels Gazakrieg und den Boykotten gibt. Internationale Unternehmen werden wegen ihrer Komplizenschaft mit Israel ins Visier genommen. Die israelischen Exporte gehen aufgrund der Boykotte zurück. Geschäftsleute wagen es, in den israelischen Medien über ihre Erfahrungen zu sprechen, da sich rechtliche, moralische und geschäftliche Gründe für einen Boykott Israels häufen.
Die BDS-Bewegung ruft seit 2005 zum Boykott gegen israelische Unternehmen und Unternehmen auf, die die israelische Besatzung und Apartheid unterstützen. Im September dieses Jahres wird BDS 20 Jahre alt. Die Aktivitäten der zwanzig Jahre lassen sich mit einem Zitat von Mahatma Ghandi zusammenfassen: „Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich, dann gewinnst du.“

BDS – Logo. Quelle: 2025, BDS.
Obwohl BDS einen großen Einfluss auf die israelische Öffentlichkeit hatte, insbesondere als große Unternehmen wie das französische Telekommunikationsunternehmen Orange 2016 alle Verbindungen zur israelischen Wirtschaft abbrachen, geben israelische Unternehmen in der Regel nicht zu, dass sie von den Boykotten betroffen sind; denn solche Aussagen könnten die BDS-Bewegung stärken und Aktivisten weltweit ermutigen, den Druck auf Israel zu erhöhen. Dies hat sich nun geändert. Das israelische Unternehmen Top Gum, das Süßigkeiten ohne Schweinegelatine herstellt und daher sowohl koschere als auch Halal-Produkte herstellen kann, verschweigt zwar auf seiner Website, dass es sich um ein israelisches Unternehmen handelt, aber in seinen jüngsten Finanzberichten gab es zu, dass die wachsende Wut gegen Israel seinen Absatz beeinträchtigt. Es ist von Boykotten betroffen (Quelle auf Hebräisch).
Obwohl westliche Regierungen, insbesondere die USA und Deutschland, die BDS-Bewegung bekämpfen, wächst sie weiter. Deutschland sabotiert in der EU die Verhängung von Sanktionen gegen Israel. Die Verbraucher treffen jedoch ihre eigenen Entscheidungen, und die israelische Wirtschaft ist davon betroffen.
Vor zwei Wochen berichtete BIP-Aktuell über den wachsenden akademischen Boykott (BIP-Aktuell #362), über den viele Zeitungen und Journalisten berichtet haben. Nun berichten sie auch über den zunehmenden Verbraucherboykott gegen Israel.
Im August dieses Jahres gab der israelische Industrieverband bekannt, wie sich die israelischen Exporte in verschiedene Länder im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum ersten Quartal 2024 entwickelt haben (Quelle auf Hebräisch). Die Daten zeigen, dass die Nachfrage nach israelischen Produkten 2025 rapide zurückgegangen ist. Nur vier Länder haben ihre Importe aus Israel erhöht: Indien um 14%, Taiwan um 29%, die USA um 5% und Deutschland um 56%. Die Gesamtausfuhren in die EU sind jedoch zwischen den beiden Zeiträumen trotz Deutschlands Importen um 400 Millionen Dollar zurückgegangen, was einem Rückgang von 4 % entspricht. Irland allein hat seine Käufe aus Israel um einen Betrag reduziert, der größer ist als der Anstieg der deutschen Einfuhren. Die Türkei hat ihre Einfuhren aus Israel um 99 % reduziert, noch bevor sie die diplomatischen Beziehungen zu Israel abbrach und ankündigte, dass Schiffen, die nach Israel fahren, der Hafen verweigert wird. Das führte zu einem Rückgang der Ausfuhren um 583,6 Mio. Dollar, während die Ausfuhren in die USA nur um 383 Mio. Dollar zunahmen. China reduzierte seine Einfuhren aus Israel um 8 %, was 208,5 Mio. Dollar entspricht.
Internationale Unternehmen sehen sich dem Druck ausgesetzt, keine Geschäfte mehr mit Israel zu machen. Das ist nicht neu, aber bis vor kurzem haben die israelischen Medien der israelischen Öffentlichkeit diese Fakten vorenthalten. Man konnte nur durch die Lektüre internationaler Medien Informationen über die wachsende Boykottbewegung erhalten. Das hat sich geändert, wie das Beispiel der französische Supermarktkette Carrefour, die ein Ziel der BDS-Bewegung ist, zeigt. Als Carrefour gezwungen war, seine Filialen in Jordanien wegen des Boykotts der Bevölkerung zu schließen, haben die israelischen Medien nicht darüber informiert. Am 1. September berichteten sie jedoch über eine Kampagne gegen Carrefour in Tunesien (Quelle auf Hebräisch).
Die Kampagne gegen die Fast-Food-Kette McDonalds ist noch größer als die gegen Carrefour. McDonalds sah sich mit internationalen Boykotten konfrontiert, nachdem die Restaurants in Israel Soldaten, die auf dem Weg in den völkermörderischen Gaza-Krieg waren, kostenlose Mahlzeiten hatten zukommen lassen. Im Januar 2025 wurde bekannt, dass McDonalds aufgrund des Boykotts Umsatzeinbußen in Höhe von über 7 Milliarden Dollar erlitten hatte. Das Unternehmen beendete sein Franchise mit dem israelischen Geschäftsmann Omri Padan, aber die Boykotte hörten nicht auf. Israelische Unternehmen beklagten sich darüber, dass sie vom Weltkonzern McDonalds keine Antwort erhalten, wenn sie sich um das Franchise und den Betrieb von McDonalds-Restaurants in Israel bewerben, und vermuten als Grund, dass das Unternehmen über die zunehmenden Boykotte besorgt ist (Quelle auf Hebräisch).
Die israelische Finanzzeitung Calcalist, die wöchentlich einen Propaganda-Podcast veröffentlicht, um die israelische Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass die israelische Wirtschaft trotz des Krieges floriert und dass BDS keine Bedrohung für Israels Straffreiheit darstellt, hat am 24. August einen ausführlichen Artikel über die Boykotte gegen Israel veröffentlicht. Die patriotische Zeitung musste zugeben, dass „der anhaltende Krieg in Gaza, die sich verschlechternde humanitäre Situation und die Vorbereitungen für die Eroberung des Gazastreifens den Widerstand der Länder der Welt gegen Israel verstärken“. Diese Interpretation ist selten in Israel, wo die Zeitungen gewöhnlich behaupten, dass der Boykott durch Antisemitismus motiviert ist, und ihn nicht als Reaktion auf die von Israel begangenen Verbrechen darstellen. Der Artikel basiert auf Interviews mit führenden israelischen Geschäftsleuten, die berichteten, dass der Boykott, mit dem sie konfrontiert sind, ein „stiller Boykott“ ist – ehemalige Kunden antworten nicht mehr auf E-Mails oder stornieren Aufträge unter verschiedenen Vorwänden. Einige Geschäftsleute sagten, dass sie jedes Jahr an der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin teilnehmen, um potenzielle Kunden aus verschiedenen Ländern zu treffen. Diese unterließen es aber seit Juni 2025, Termine zu vereinbaren. In einigen Interviews berichteten die israelischen Geschäftsleute, dass Kunden sich weigerten, bei ihnen zu bestellen, und als Begründung anführten: „Wir erwarten, dass unsere Regierung Sanktionen gegen Israel verhängt. Warum sollten wir einen Vertrag unterzeichnen, der später storniert wird?“ (Quelle auf Hebräisch).

BDS informiert über israelische und internationale Unternehmen, um für den Boykott gegen sie zu werben. Quelle: 2025, BDS.
In einem Kommentar zu dem Gutachten des IGH vom 19. Juli 2024 erläuterte Craig Mokhiber, ein ehemaliger hochrangiger Beamter der Vereinten Nationen, dass der Boykott gegen Israels Besatzung, Kolonisierung und Apartheid eine rechtliche Verpflichtung und nicht nur eine politische Entscheidung sei.
Nachdem sich der norwegische Pensionsfonds allmählich von israelischen Unternehmen getrennt hat und die United Methodist Church in den USA dafür gestimmt hat, sich von israelischen Anleihen zu trennen, besteht weltweit weitgehend Konsens darüber, dass ein Boykott Israels auch ethisch richtig ist. Unternehmen, die Gewinn machen wollen, und Verbraucher, die das billigste Angebot wollen, sind nicht immer durch rechtliche und moralische Erwägungen motiviert und können sich aus reinem Eigeninteresse für den Kauf israelischer Waren entscheiden. Aber mit dem zunehmenden Boykott gegen Israel haben Geschäfte und Importeure in der ganzen Welt jetzt zusätzlich zu den rechtlichen und moralischen Gründen auch wirtschaftliche Gründe, ihre Regale nicht mit israelischen Produkten zu füllen. Interessanterweise lassen sich die deutschen Verbraucher und Unternehmen sowie die deutsche Regierung weniger von solchen Erwägungen leiten als ihre Pendants in anderen Ländern der Welt.
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Angesichts der zumeist sehr deprimierenden Berichte in unserem Newsletter steht an dieser Stelle die Rubrik „Bemerkenswert“ – in der Hoffnung, dass diese Meldungen uns allen Mut machen, denn „Aufgeben ist keine Option“!
BA 364 Bemerkenswert:
Die slowenische Präsidentin Natasa Pirc Musar verurteilte zur Eröffnung des 20. Bled Strategic Forum Israels Krieg im Gazastreifen und warf westlichen Politikern Heuchelei in Bezug auf die Menschenrechte vor. Sie warnte, dass Europa seine Glaubwürdigkeit verlieren könnte, wenn es das Leiden der Palästinenser ignoriert, während es die Ukraine verteidigt. https://www.youtube.com/watch?v=724Go5eF8VA
Auf Initiative von Reporter ohne Grenzen und Avaaz schwärzten mehr als 150 Medien weltweit am 1. September ihre Titelseite, um auf die vielen Ermordungen von Journalisten in Gaza hinzuweisen. Neben der FR sind darunter „Der Freitag“ und „nd“ (Deutschland), „L‘Humanité“ (Frankreich), „The Independent“ (UK), +972 Magazine und Local Call (Israel/Palästinensische Gebiete), InfoLibre und RTVE (Spanien), „Daraj“ und „L‘Orient Le Jour“ (Libanon), „New Bloom“ (Taiwan), „La Voix du Centre“ (Kamerun), „The Point“ (Gambia), Media Today (Südkorea), N1 (Serbien), KOHA (Kosovo), Public Interest Journalism Lab (Ukraine), „Le Soir“ (Belgien), Semanario Brecha (Uruguay) und viele andere.
https://www.fr.de/politik/welt-gazastreifen-ist-fuer-die-presse-der-gefaehrlichste-ort-der-zr-93910730.html
Belgien hat ankündigt, Palästina anzuerkennen und Sanktionen gegen Israel zu verhängen. Belgien wird sich Frankreich, Großbritannien, Kanada und Australien anschließen und einen palästinensischen Staat anerkennen, wobei es sich auf die von Israel verursachte humanitäre Krise im Gazastreifen und die Ausweitung der israelischen Siedlungen beruft. Gleichzeitig will Belgien Sanktionen verhängen, um seine Ablehnung der anhaltenden Verstöße gegen das Völkerrecht zu signalisieren.
https://www.haaretz.com/world-news/europe/2025-09-02/ty-article/.premium/belgium-to-recognize-palestinian-state-at-un-in-september-sanction-israel/00000199-08a1-db7d-a1dd-bce504c10000?utm_source=mailchimp&utm_medium=Content&utm_campaign=daily-brief&utm_content=684b39ab20
BIP Aktuell berichtet an dieser Stelle von Menschenrechtsverletzungen, die in deutschen Medien kaum Beachtung finden:
Hagar Shezaf berichtet am 2.9. in Haaretz:
Israel weigert sich, die Leiche eines palästinensischen Teenagers freizugeben, der im Gefängnis an Unterernährung litt
Die Leiche des 17-jährigen Waleed Ahmad, einem Bewohner des palästinensischen Dorfes Silwad im Westjordanland, der im März nach schwerer Unterernährung im Megiddo-Gefängnis starb, wird immer noch von den israelischen Behörden zurückgehalten, obwohl sie für die Ermittlungen zu seinem Tod nicht mehr benötigt wird.
Der offizielle Autopsiebericht zu seinem Fall besagt, dass er an schwerer Unterernährung, Krätze und einer sich ausgebreiteten Darminfektion litt.
Wie Haaretz damals berichtete, litten mehrere Häftlinge im Megiddo-Gefängnis im Norden Israels während dieser Zeit an einer Darmerkrankung, die zu Untergewicht führte. Ahmad, der zum Zeitpunkt seines Todes seit etwa sechs Monaten in Haft war, war wegen des Werfens eines Molotowcocktails angeklagt worden.
„Seit seinem Tod sind fünf Monate und sieben Tage vergangen, und sie halten seine Leiche immer noch zurück“, sagte der Vater des Teenagers, Khaled, am Samstag gegenüber Haaretz.
Waleed Ahmad hatte die brasilianische Staatsbürgerschaft, und sein Vater sagte, dass die brasilianischen Behörden versucht hätten, die israelische Regierung unter Druck zu setzen, die Leiche freizugeben.
Die Ermittlungen zu seinem Tod dauern seit seinem Tod im März an. Eine mit den Ermittlungen vertraute Quelle sagte Haaretz, dass es nicht mehr notwendig sei, Ahmads Leiche im Rahmen der Ermittlungen festzuhalten, aber die Beamten seien sich uneinig darüber, wer über die Freigabe entscheiden solle.
In Bezug auf die Freigabe von Ahmads Leiche erklärte die Polizei, Haaretz solle sich für eine Stellungnahme an das Verteidigungsministerium wenden. Das Verteidigungsministerium verwies Haaretz an die IDF und den Sicherheitsdienst Shin Bet. Haaretz hat erfahren, dass Shin Bet nie um eine fachliche Stellungnahme zur Freigabe der Leiche gebeten wurde und die IDF noch nicht auf eine Stellungnahme reagiert hat.
Als Reaktion auf diesen Artikel erklärte die israelische Polizei in einer Stellungnahme, dass „der Fall noch untersucht wird”, und lehnte es ab, Einzelheiten zu nennen.
Die Autopsie von Ahmads Leiche wurde kurz nach seinem Tod im Nationalen Institut für Rechtsmedizin in Abu Kabir in Tel Aviv durchgeführt. Laut Autopsie kann die Todesursache nicht bestimmt werden, aber eine Infektion, die ihren Ursprung in seinem Darm hatte, führte wahrscheinlich zum Versagen seiner Organe und zu seinem Zusammenbruch.
Der Bericht besagt, dass er unter einem Verlust von Fettgewebe litt und dass seine Körpermasse der Definition von „krankhaft untergewichtig“ entspricht. Weiterhin wird festgestellt, dass er in den Monaten vor seinem Tod extrem an Gewicht verloren hatte, was folglich zum Versagen seines Immunsystems führen konnte.
Im Juli ergab eine Untersuchung der Zeitung Haaretz, dass unter den Häftlingen im Megiddo-Gefängnis fünf ähnliche Symptome wie Ahmad aufwiesen. Einer der anderen Häftlinge war ein Jugendlicher, der aus dem Gefängnis entlassen wurde, nachdem sein Gewicht von 65 Kilogramm auf 46 Kilogramm gesunken war.
Ein medizinisches Gutachten, das von einem Kinderarzt im Auftrag von Physicians for Human Rights verfasst wurde, deutete laut der Untersuchungskommission auf „ein schwerwiegendes Krankheitsbild hin, das Unterernährung und lebensbedrohliches Untergewicht umfasst“. Sein Body-Mass-Index (BMI) lag bei 15,2; das normale Mindestgewicht beginnt bei einem Wert von 18,5. https://www.haaretz.com/middle-east-news/2025-09-02/ty-article/.premium/israel-refuses-to-release-body-of-palestinian-teen-who-suffered-from-malnutrition-in-jail/00000199-09fd-dd48-a79b-bdfd0a890000?utm_source=mailchimp&utm_medium=Content&utm_campaign=daily-brief&utm_content=684b39ab20
Das Redaktionsteam von BIP-Aktuell besteht aus dem Vorstand und dem Geschäftsführer Dr. Shir Hever. V. i. S. d. P. Dr. Götz Schindler, BIP-Vorstand.